Chefin von Papas Gnaden

TANJA BRAUN, 17, ist Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes Büddenstedt und das mit Abstand jüngste Mitglied. „Ich werde von allen ernstgenommen“, sagt sie. Braun sitzt auch im Kreisvorstand der CDU und der Jungen Union Helmstedt. FOTO: DPA

Die neue Vorsitzende der CDU in Büddenstedt, Tanja Braun, kommt gerne per Auto zu Sitzungen. Am Steuer sitzt dann allerdings nicht sie selbst, sondern Detlef Braun. Der ist ihr Amtsvorgänger – und außerdem ihr Vater. Seit Ende Juni ist Tanja Braun die jüngste Vorsitzende eines CDU-Ortsverbands in ganz Niedersachsen. Sie ist siebzehn Jahre alt und geht in die elfte Klasse.

Von den Routiniers ihres Verbands fühlt sich Braun bestens unterstützt. „Wenn ich mich mit etwas nicht auskenne“, sagt sie, „setzt sich einer ganz in Ruhe so lange mit mir hin, bis ich es verstanden habe.“ Nach dem Rücktritt ihres Vaters führte Tanja Braun die Partei sechs Monate lang kommissarisch. Danach wurde sie einstimmig zur Vorsitzenden gewählt. So könne ihr Vater im Hintergrund weiter die Strippen ziehen, glaubt ein Ratsmitglied der SPD. Detlef Braun sei keineswegs beruflich überlastet, sondern vielmehr über parteiinterne Streitereien gestolpert. „Tanja Braun ist politisch noch überhaupt nicht aufgefallen“, sagt der Politiker: „Niemandem hätte ich das Amt weniger zugetraut.“ Auch sein Ratskollege Mike Cohn, der die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) vertritt, hatte vor ihrem Amtsantritt politisch noch nie von Tanja Braun gehört. „Ich hoffe, dass sie nicht nur hintenrum vom Vater gesteuert wird“, sagt Cohn.

Von ihren Eltern hat Braun das CDU-Parteibuch eigentlich schon in die Wiege gelegt bekommen. Trotzdem habe sie sich eigenständig für die CDU entschieden, sagt sie, denn sie möge es, wenn Dinge so bleiben, wie sie sind. Das passe, findet sie, zur CDU. Was sie nicht mag, sind die Grünen und alle anderen Parteien, die einfach alles umwälzen wollen.

Mit ihrem kleinen Heimatdorf Offleben in der Gemeinde Büddenstedt im Kreis Helmstedt hält Braun es genauso: Hier fühlt sie sich wohl, hier will sie auch nach dem Abitur bleiben. Die geplante höhere Beamtenlaufbahn in der Kommunalverwaltung kann sie hoffentlich auch von Offleben aus einschlagen. Auch politisch hat sie ihre Heimat geprägt, denn sie wuchs im Schatten eines Kohlekraftwerks auf, das bis 2002 lief. Die Lehre, die Tanja Braun gezogen hat: Die Kernkraft, so nennt sie sie, solle erhalten bleiben. Schließlich stößt ein Kernkraftwerk kein CO2 aus. KC