Ich möchte kein Eisbär sein

GRAUZONE Der Klimagipfel in Lima endet mit einem Appell als Minimalkompromiss: Alle Staaten sollen jetzt mal aufschreiben, was sie für den Klimaschutz so tun wollen, damit sich die Erde möglichst um nicht mehr als 2 Grad erwärmt

LIMA taz | Sie hatten mit harten Bandagen gekämpft, die Zeit um anderthalb Tage überzogen und knapp vor dem Scheitern der Konferenz gestanden. Am Schluss aber machten es die Delegierten der 194 Staaten bei der Klimakonferenz in Lima kurz. Um 1.25 Uhr am frühen Sonntag stimmten sie einmütig für den „Lima-Appell für Klimaschutz“. Mit diesem Minimalkompromiss ebnet die Versammlung den Weg zur entscheidenden Konferenz in Paris, wo im Dezember 2015 dann ein bindendes globales Klimaabkommen geschlossen werden soll.

Der „Lima-Appell“ besteht vor allem aus Kriterien für die Klimaschutzziele, die die Staaten vor Paris vorlegen sollen, etwa Basisjahre und Rechenmethoden. Als zweites wichtiges Element enthält die Entscheidung einen Entwurf für das „Paris-Protokoll“, der 37 Seiten hat und sehr viele verschiedene Optionen enthält. Auch die Überprüfung der Klimaziele fiel deutlich schwächer aus als geplant, ein langfristiges Ziel für die Finanzierung von Hilfsmaßnahmen in armen Ländern fehlt. Und die Pläne für verstärkten Klimaschutz zwischen 2015 und 2020 sind kaum konkret.

„Das waren sehr harte Verhandlungen“, sagt Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, nach Abschluss der Konferenz. Er sei aber „sehr froh, dass wir einen Durchbruch für die Verhandlungen in Paris erreicht haben“.

Deutsche Umwelt- und Entwicklungsorganisationen in Lima zeigten sich skeptisch. „Das war der Gipfel der verpassten Chancen“, sagte Christoph Bals von Germanwatch. Hubert Weiger, der Chef des BUND, sieht ein „enttäuschendes Ergebnis“, denn bei all den „allgemeinen Absichtserklärungen steht in den Sternen, wie man den Klimawandel auf 2 oder 1,5 Grad begrenzen will“. Auch Stefan Krug von Greenpeace kritisierte die schwachen Kriterien für die Meldungen zum Klimaschutz in den Ländern und vermisst Ambitionen zu zusätzlichen Aktionen vor 2020. Positiv wertete er, dass laut Entwurf für das Paris-Protokoll bis 2050 der Ausstieg aus den fossilen Energien organisiert werden soll. BERNHARD PÖTTER

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