Fassadenkampf um Fensterputz

ELPHILHARMONIE Erst nach zwei Jahren liegt die Genehmigung für Sicherungsgeländer vor. Über die Folgen streiten Stadt und Baufirma

Kosten und Zeitplan für den Bau der Elbphilharmonie ändern sich seit Beginn des Projekts.

■ Gesamtkosten von 186 Millionen Euro veranschlagt eine Machbarkeitsstudie im Jahr 2005. Die Stadt will sich mit 77 Millionen Euro daran beteiligen.

■ Mit einem Nachtrag erhöht sich 2008 der städtische Anteil auf 323 Millionen Euro. Die Fertigstellung verschiebt sich von 2010 auf 2012.

■ Private Spender haben bislang knapp 70 Millionen Euro gesammelt.

■ Im April 2014 soll nach aktuellem Terminplan Eröffnung sein.

Der Streit zwischen der Baufirma Hochtief und der städtischen Elbphilharmonie-Realisisierungsgesellschaft Rege geht in eine neue Runde: Stein des Anstoßes ist diesmal der Einbau von Geländern am Dach, an denen sich Fassadenkletterer sichern sollen. Die sollen in einer immer ferner rückenden Zukunft die Fenster der Elbphilharmonie putzen und günstiger sein als eine früher einmal angedachte Schienenanlage, die mit bewegliche Körben für die Reinigungskräfte betrieben würde.

„Dafür haben wir uns schon 2006 entschieden, bevor der Auftrag an Hochtief vergeben wurde“, sagt Rege-Geschäftsführer Heribert Leutner. Den Antrag auf die Baugenehmigung habe man Mitte 2009 bei der Stadtentwicklungsbehörde eingereicht. Sie liegt aber erst seit Februar dieses Jahres vor.

„Das ist an dieser Stelle nicht optimal gelaufen“, sagt der Rege-Geschäftsführer. Dass das Verfahren so lange gedauert hat, erklärt Leutner damit, dass die Fensterreinigung durch Fassadenkletterer ein derzeit noch ungewöhnliches Modell sei und das Amt für Arbeitsschutz zur Prüfung hinzugezogen wurde. Und er bestätigt einen immer wieder genannten Kritikpunkt an der Elbphilharmonie: „Es wäre auch hier gut gewesen, wenn man bei der Ausschreibung mit der Planung weiter gewesen wäre.“

Denn zwar habe Hochtief die Sicherheitsgeländer im Auftrag gehabt – nicht aber die Details. Da hat die Rege ambitionierte Vorstellungen: Die Geländer sollen sich aus optischen Gründen unter die Bleche klappen lassen, mit denen das Dach belegt ist. Damit, so Leutner, käme man in eine „Grauzone“. Eines jedoch sei gewiss: Es habe nie einen Terminplan für die Einholung der Genehmigung gegeben – daher sei es Sache von Hochtief nachzuweisen, dass der Terminplan durch das Fehlen der Genehmigung in Verzug geraten sei.

Bei Hochtief sieht man die Angelegenheit naturgemäß ein wenig anders. Zwar möchte sich Pressesprecher Bernd Pütter nicht zu den von den Medien kolportierten Mehrkosten von bis zu zehn Millionen Euro äußern. Wenn jedoch jetzt 150 Fensterelemente ausgetauscht werden müssten, um die Geländer am Dach anzubringen, „besteht das Risiko, dass etwas kaputt geht“.

In Sachen Bauzeitverlängerung will Pütter sich nicht festlegen. Derzeit herrscht partieller Baustopp am Dach der Elbphilharmonie. „Ich kann nicht sagen, ob das insgesamt zu längeren Bauzeiten führt“, sagt Pütter. Sollte das jedoch der Fall sein, „muss das der Steuerzahler berappen“. GRÄ