Autobrände machen Wahlkampf

Streit über Autobrände

VON KONRAD LITSCHKO

Endlich hat der Berliner Wahlkampf sein Thema gefunden: die allnächtlich lodernden Autos! Ideenlosigkeit kann man dabei niemandem mehr vorwerfen. Seit Tagen gedeihen im Fackelschein illustre Forderungen: Sonderkommissionen gegen Zündler! Bundespolizei in die Hauptstadt! Opferfonds für Nichtkasko-Versicherte! Nächtliche Drohneneinsätze! Der Innensenator wies das alles beständig als Populismus zurück: Man sei gut aufgestellt, habe ein geschultes Brandkommissariat.

Am Montag sah das nun auch die SPD anders – und bat die Bundespolizei hilfesuchend in die Stadt. Offenbar war man es leid, von Schwarz bis Grün der Tatenlosigkeit vorgeführt zu werden. Dass der Innensenator noch am Morgen erklärte, dass nicht mehr Polizeipräsenz, sondern „kriminalistische, mühselige Arbeit“ gegen die Brände helfen würde – geschenkt.

Dabei kennen alle Wahlkämpfer die Zahlen: 1,2 Millionen zugelassene Autos und 5.000 Straßenkilometer in der Stadt. Taten, die denkbar unbemerkt mit einem dezent platzierten Grillanzünder begangen werden können. Dazu wird längst nicht mehr nur politisch in Szenekiezen gezündelt, sondern von Trittbrettfahrern quer durchs Stadtgebiet. Mehr Polizeistreifen, mehr Drohnen – ja wohin?

Besonnenheit zu kleinlaut

Es ist ja nicht neu, dass in der Stadt Autos brennen. Sie tun dies seit 2009. Seitdem hat sich gezeigt: Wenn Zündler geschnappt werden, dann durch Zufall. Manchmal durch beharrliches Ermitteln der Polizei. Für den Wahlkampf ist das misslich: Jetzt besonnen auf Fahndungserfolge der Polizei zu vertrauen verspricht keine Stimmen.