Genialer Kosmos

„Seit einem Jahr hatte ich nicht mehr gebadet oder die Kleider gewechselt, nur alle Stunde kurz Hemd oder Hose ausgezogen, um mir eine Nadel ins Fleisch zu bohren, das im Endstadium der Sucht faserig und grau und hölzern geworden war … Ich tat absolut nichts. Ich konnte acht Stunden lang meine Schuhspitzen anstarren.“ So beschreibt William S. Burroughs (Foto) seinen Aufenthalt in Tanger, wo er von 1954 bis 1958 lebte. Allerdings legte der 1914 Geborene dort auch produktive Phasen ein und tippte an seiner Zettelsammlung für das Buch „Nacked Lunch“. Verfolgt fühlte sich der amerikanische Schriftsteller und Künstler stets vom US-amerikanischen Staat. Überall witterte er Überwachung und Kontrolle. Verwandt fühlte sich Burroughs hingegen mit Baudelaire, mit dem er die Leidenschaft fürs Opium teilte. Im Alter allerdings schienen ihm seine Katzen das Wichtigste zu sein. Am 2. August vor zehn Jahren ist William S. Burroughs gestorben. Aus diesem Anlass gestaltet der Künstler Christian Del Monte unter dem Titel „Interzone’s Chronicles“ den heutigen Abend in der Theaterkapelle. Die Sängerin Margareth Kammerer und Marcello Busato am Schlagzeug untermalen Ausschnitte aus Burroughs letztem Roman „Ghost of Chance“. Ton, Videoprojektionen und Tanz sollen so den Kosmos des genialen Künstlers Burroughs widerspiegeln. AE

„Interzone’s Chronicle“: 3. August, 21 Uhr, Theaterkapelle, Boxhagener Str. 99