Braune Dunstglocke über dem Indischen Ozean

Entgegen der bisherigen Annahme tragen Schwebteilchen und Rußpartikel in der Atmosphäre doch dazu bei, dass die Erde immer wärmer wird

Die riesige schmutzig-braune Smogwolke, die auf Satellitenaufnahmen über dem Indischen Ozean zu sehen ist, trägt zu einem beträchtlichen Maß zu der globalen Erwärmung bei. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschergruppe um den US-Klimaexperten Veerabhadran Ramanathan vom Scripps Institut für Ozeanografie, in La Jolla, Kalifornien. Die Dunstglocke besteht vor allem aus Schwebteilen, die beim Abbrennen von Wäldern und Feldern und beim Heizen mit Holz oder Dung in den südostasiatischen Ländern in die Atmosphäre aufsteigen.

Das Ergebnis der kalifornischen Forschergruppe ist überraschend. Bisher waren die Klimaexperten fast einmütig davon ausgegangen, dass Rußpartikel in der Atmosphäre einen kühlenden Effekt haben. Die Schwebteile reflektieren einen Teil der Sonnenstrahlen zurück ins Weltall und so die Erderwärmung.

Das sei jedoch nur ein Teil der Rolle, die die Schwebteilchen bei der Beeinflussung des Klimas hätten, berichtet die Forschergruppe in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature. Die Schwebteilchen absorbieren auch einen beträchtlichen Anteil der Strahlung und tragen damit zu der Erwärmung der Atmosphäre bei. Nach Ansicht der kalifornischen Forscher hätten die braunen Wolken zu etwa der Hälfte mit Schuld daran, dass im Himalaja die Gletscher schmelzen.

Für ihre Studie hatten die Forscher drei unbemannte ferngesteuerte Flugzeuge in die Atmosphäre geschickt, die Messungen durchführten und Proben einsammelten. Die Schwebpartikel befinden sich hauptsächlich im untersten Teil der Atmosphäre, in dem Höhenbereich acht bis zwölf Kilometer.

Die Messungen würden zu verschiedenen Jahreszeiten durchgeführt – einmal mit brauner Wolke und einmal ohne. Durch den Vergleich der Ergebnisse der beiden Messkampagnen konnten die Forscher den Wärmeeffekt der Schwebteilchen berechnen.

Auch wenn noch vieles über die Schwebteilchen nicht bekannt ist, so appelliert Ramanathan an die Politiker und Regierungen, den Ersatz von Holzöfen weiter zu forcieren.

WOLFGANG LÖHR