Börsianer verlieren Vertrauen in deutsche Konjunktur

KRISE Barometer des ZEW-Instituts fällt auf tiefsten Stand seit Ende 2008. Keine Rezession erwartet

BERLIN rtr | Schuldenkrise, schlappe US-Wirtschaft, sinkende Aktienkurse: Anleger und Analysten verlieren das Vertrauen in den deutschen Aufschwung. Die ZEW-Konjunkturerwartungen fielen im August auf den tiefsten Stand seit Dezember 2008. Das Barometer brach um 22,5 Punkte auf minus 37,6 Punkte ein, teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 286 Börsianern mit. „Die bisher schon geäußerte Skepsis der Finanzmarktexperten bezüglich der künftigen konjunkturellen Entwicklung hat sich dramatisch verstärkt“, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Die aktuelle Lage schätzten die Börsenexperten so schlecht ein wie seit einem Jahr nicht mehr: Dieser Index fiel um 37,1 Punkte auf 53,5 Zähler.

„Die Angst vor einer Rezession in den USA zusammen mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit amerikanischer Staatsanleihen hat die makroökonomische Unsicherheit weiter erhöht“, begründete das ZEW den zunehmenden Konjunkturpessimismus. Hinzu kämen die Schuldenkrise in Europa und der Wachstumseinbruch der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal. Das Bruttoinlandsprodukt hatte nur um 0,1 Prozent zugelegt, nachdem es zu Jahresbeginn noch 1,3 Prozent waren.

„Hauptsorge ist die Schuldenkrise dies- und jenseits des Atlantiks“, sagte Analyst Lothar Hessler von HSBC Trinkaus. „Alle Industrienationen müssen sparen. Das drückt die Weltkonjunktur.“ Eine Rezession sei aber nicht zu befürchten. „Dazu sind die Auftragsbücher zu gut gefüllt.“