Lobbyist einsamer Väter

Protestieren geht Detlef Naumann mit weißem Rauschebart, blauer Weihnachtsmannkutte und klingendem Messingglöckchen. Der 54-jährige Wahl-Hamburger kämpft für die Rechte von Vätern, die ihre Kinder sehen wollen. Die blaue Verkleidung soll symbolisieren, wie kalt und trist der Heiligabend für ein Kind ist, wenn Papa fehlt.

Naumann bezeichnet sich selbst als „hochgradig betroffenen Vater“ und initiierte deshalb 2011 den Verein Blauer Weihnachtsmann. Väter und Großeltern tauschen sich dort aus und leisten Lobbyarbeit.

Seine 15-jährige Tochter hat der Diplom-Kaufmann zuletzt vor fast zwei Jahren gesehen. Die Beziehung zur Mutter zerbrach schon bald nach der Geburt, es folgte eine lange Reihe von Sorgerechtsstreitigkeiten, die er verlor, Besuche unter Aufsicht, Entfremdung. Wie ihm gehe es vielen Vätern, wenn die Mutter des Kindes den Kontakt unterbinde. Vor Gericht stünden deren Chancen schlecht. „Wenn ein Vater der Mutter das Kind entzieht, ermittelt sofort die Staatsanwaltschaft“, sagt Naumann. Bei Frauen komme es nur selten zur Klage, etwa wenn diese trotz gemeinsamen Sorgerechts in eine entfernte Stadt zögen.

Dabei bräuchten Kinder für ihre Entwicklung die Identifikation mit beiden Geschlechtern, meint Naumann: Weil Männer vehementer seien, Frauen hingegen unentschlossen. Und weil er das so sieht, schlägt der Vereinsgründer vor, dass Gerichte im Sinne des Kindes für eine Doppelresidenz entscheiden, sollten sich die Eltern nicht einigen können. Dann hätte das Kind bei jedem Elternteil ein Zimmer und würde zwischen den Wohnungen wechseln. „Daran nehmen sie am wenigsten Schaden“, sagt Naumann. Viel schlimmer sei es, wenn die Kinder ein Elternteil ganz verlören.

Um die Willkür, der Väter vor Gericht ausgesetzt seien, anzuprangern, klopft Naumann an viele Türen: Morgen spricht er im Bundestag – auch über die Gleichstellung der Frau: „Die funktioniert nur ohne die Unterdrückung des Mannes.“  REA