Flucht vor der Erkenntnis

Betr.: „Gewerkschaften fordern die solidarische Stadt“, taz hamburg vom 2. 8. 2007

„Gestalten und verantworten“ gehört zur Politik, das haben die einst als Protestpartei gestarteten Grünen gelernt, und in den neuen Bundesländern hat auch die Linkspartei Mut zur Verantwortung bewiesen. Die Gefahr, sich – insbesondere als kleinerer Teil einer Koalition – dabei zu verbiegen, ist nicht gering. Wer sich aber wie die Linkspartei in Hamburg vor jeglicher Verantwortung drücken will, flieht vor der bitteren Erkenntnis, dass das Wünschbare nicht immer machbar ist – und schadet dadurch jenen, die der von den Gewerkschaften eingeforderten Solidarität bedürfen.

Ebenso trotzköpfig-borniert ist allerdings die SPD-Haltung, eine Koalition mit der Linkspartei von vornherein auszuschließen. Vielleicht wächst ja noch die Einsicht, dass es wichtiger ist, die CDU aus der Regierung fernzuhalten, als die eigenen Neurosen zu pflegen – dies ließe sich auch ohne Koalition umsetzen: durch Tolerierung eines rot-grünen Minderheitssenats. HOLGER GUNDLACH