Wir kaufen das Ding

BERLIN Die Mall of Berlin wankt, die Clubszene sieht ihre Chance

„Mall of Berlin“ ist ein stattlicher Name für ein Einkaufszentrum. Fast schon lyrisch ist, wie er mit der Nähe zur Wall of Berlin spielt. Vor allem aber klingt „Mall of Berlin“ amtlich: Mall of Berlin, das ist nicht irgendeine Kiezpassage am Rathaus Neukölln, nee, das ist ein Einkaufstempel am Leipziger Platz, wo einst das berühmte Kaufhaus Wertheim stand. In dessen Tresorräumen residierte ab 1991 der legendäre Technoclub Tresor.

Im September wurde die Mall eröffnet, allerdings funktionierte die Verbindung von den Brandmeldern zur Feuerwehr nicht. Eigens engagiertes Personal sollte im Notfall die Rettungskräfte rufen und die nicht ausreichend vor Feuer geschützten Elektrotrassen mit dem Feuerlöscher bespritzen. Die Frist zur Mängelbeseitigung endet am 17. Dezember.

Derweil demonstrierten vor den Toren der Mall immer wieder rumänische Bauarbeiter, deren Löhne man angeblich schuldig geblieben war. Das klingt plausibel, meldete doch der Rundfunk Berlin-Brandenburg, dass Ende November neun Unternehmen auf die Bezahlung offener Rechnungen von mehr als vier Millionen Euro warteten. Schließlich musste der Generalunternehmer, die Fettchenhauer Controlling & Logistic GmbH, Insolvenz anmelden. Die Bauarbeiten für Wohnungen und ein Hotel, die ebenfalls zum Komplex gehören, sind noch nicht abgeschlossen. Bauherr Harald Huth gab dennoch die Parole aus, alles werde gut.

Für den Fall, dass es doch nicht gut wird, hat die Clubcommission, der Verband der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter, ihre Hilfe angeboten: „Mall of Berlin – Wir kaufen das Ding!“ Man sei bereit, einen Euro zu bezahlen. Eine Umfrage habe ergeben, dass zahlreiche Clubbetreiber bereit wären, an dem Standort zu investieren und den Betrieb auf Teilflächen aufzunehmen, darunter Tresor-Chef Dimitri Hegemann: „Meine Vision eines ‚Techno-Towers‘ rückt damit wieder in greifbare Nähe, sie würde an ihren Ursprungsort zurückkehren.“

Mit ihrem Kaufangebot will die Clubcommission auf die prekäre Lage vieler Berliner Clubs aufmerksam machen: Durch die Planungen zur Erweiterung der Stadtautobahn A 100 seien Clubs wie Wilde Renate oder About Blank akut gefährdet.

Einen neuen Name für das Projekt haben die Berliner Clubbetreiber schon gefunden. Nach Wall und Mall liegt „Hall of Berlin“ auf der Hand. ULRICH GUTMAIR