Enthülltes Geheimnis

RHYTHMUS-FORSCHUNG Reduzieren, subtrahieren, abstrahieren: Zum vierten Mal begeben sich Can-Mitbegründer Jaki Liebezeit und Klang-Tüftler Burnt Friedman gemeinsam auf die Suche nach „Secret Rhythms“

Man spürt den in all den Jahren gewachsenen Respekt für die unterschiedlichen Rollen

VON ROBERT MATTHIES

Jede Menge Geduld und Freunde am kleinsten Detail braucht man, wenn man sich mit Jaki Liebezeit und Bernd Friedmann alias Burnt Friedman auf die Suche nach „Secret Rhythms“ begeben will. Seit 2002 setzen sich der legendäre Can-Mitbegründer mit dem modifizierten Pedal-losen Schlagzeug und der 30 Jahre jüngere und ebenso umtriebige wie unkategorisierbare Programmierer immer wieder zusammen, um zwischen reduzierter Monotonie und vertrackter Polyrhythmik-Tüftelei und abseits jeglicher Klischees und Konzessionen an den arrivierten Geschmack hypnotische Texturen zu weben, deren Zauber in der episch ausgemessenen Spannung zwischen Wiederholung und Veränderung, Ausdauer und Aufmerksamkeit, Improvisation und Postproduktion, maschinisch getrommeltem Gerippe und sanft übergestreiftem Klangkleid liegt.

Alle drei Jahre erscheint ebenfalls gleichsam rhythmisch eine neue Ausgabe der gemeinsamen Groove-Forschung, schlicht durchnummeriert, bisweilen mit Gästen wie den Multi-Instrumentalisten Tim Motzer und Joseph Suchy, dann wieder begrenzt auf eine Basstrommel, zwei Stöcke und ein paar perkussive Overdubs. Liebezeit und Friedman schreiten unaufgeregt, aber beständig voran, reduzieren, subtrahieren, abstrahieren, arbeiten klare Strukturen heraus.

Zum zehnten Jubiläum ist nun „Secret Rhythms 4“ erschienen und konzentriert sich noch einmal mehr um Liebezeits zyklisch-repetitives Spiel, ohne dabei jemals den gemeinsamen Raum diktatorisch der Kontrolle seiner Schläge zu unterwerfen. Stattdessen spürt man überall den in all den Jahren gewachsenen Respekt für die unterschiedlichen Rollen beider. Und den Fortschritt, den die gemeinsame Bewegung dabei macht: Nichts anderes als das Enthüllen des geteilten Geheimnisses.

■ Fr, 26. 8., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20