Kampf um den Nordpol

Russische Expedition entfacht Streit um arktische Rohstoffe. Ansprüche auch von anderen Polarstaaten

MOSKAU dpa ■ Nach der russischen Expedition zum Nordpol ist ein heftiger Streit um die Arktis mit ihren Öl- und Gasvorräten im Eismeer entbrannt. „Die Arktis ist kanadisch. Sie ist unser Eigentum, unser Meer“, sagte Kanadas Außenminister Peter G. MacKay. Der kanadische Fernsehsender CTV berichtete gestern, die Regierung wolle acht Patrouillenschiffe zur Sicherung ihrer Ansprüche in der Arktis stationieren.

Bei einer groß angelegten Tauchaktion hatten Polarforscher eine russische Flagge aus unverwüstlichem Titan in mehr als 4.000 Metern Tiefe auf dem Grund des Eismeeres aufgestellt und damit Moskaus Anspruch auf das Nordpolarmeer bekräftigt. Dänemark reagierte darauf mit eigenen Besitzansprüchen und bezeichnete die Aktion als „bedeutungslosen Gag für die Medien“. Auch andere sogenannte Polarstaaten wie die USA und Norwegen erheben Ansprüche.

Russlands Außenminister Sergei Lawrow verteidigte Moskaus Forderungen nach den Bodenschätzen gegen internationale Kritik. Die laufende Arktisexpedition solle wissenschaftliche Beweise dafür liefern, dass das Unterwassergebirge im Eismeer mit dem russischen Festland verbunden sei, sagte Lawrow laut Interfax. Um die Position Russlands symbolisch zu untermauern, hatten die Expeditionsmitglieder am Nordpol auf dem Meeresgrund die russische Flagge aufgestellt.

Erstmals in der Geschichte der Nordpolarexpeditionen waren die russischen Mini-U-Boote zum Meeresboden vorgedrungen. Russland erhebt seit 2001 Anspruch auf zwei Drittel der Arktis einschließlich des Nordpols. Eine Entscheidung der UN über die Forderungen ist derzeit nicht absehbar.