Sorgen auf beiden Seiten

Werder Bremen besiegt Eintracht Braunschweig im Pokal glücklich mit 1 : 0. Den Bremern seht nun ein harter Saisonstart bevor – und die Eintracht muss sich über Chancenverwertung Gedanken machen

von Klaus Irler

Es sah aus, als hätte Braunschweigs Trainer Benno Möhlmann gerade ein schlimmer Schicksalsschlag ereilt. Mit versteinerter Miene saß er nach dem Pokal-Spiel gegen Werder Bremen vor den Journalisten, vermied jeden Blickkontakt, stierte stattdessen auf die Tischkante. „Wir hatten noch mehr Chancen als in Wolfsburg“, sagte Möhlmann im Hinblick auf die 2 : 3-Niederlage der Eintracht in der Regionalliga am vergangenen Dienstag. Was Möhlmann kaum fassen konnte. Und ihm so nahe ging, dass die Sache mit der Chancenverwertung plötzlich zum Credo Nummer eins wurde: „Das Entscheidende bei allem, was man tut, ist die Effektivität“, sagte Möhlmann bitter.

In der Tat hätte bei dieser Partie sehr gut ein deutlicher Sieg für Braunschweig herauskommen können. Da waren in der ersten Halbzeit die beiden Möglichkeiten für Lars Fuchs und Martin Horacek, die nach Ecken unbedrängt zu Kopfbällen kamen. Dann da war die turbulente zweite Halbzeit, in der es der Eintracht wiederholt gelang, die Werder-Abwehr zu knacken. Aber Braunschweigs Sreto Ristić traf das Tor freistehend aus fünf Metern nicht (65.) und Benjamin Fuchs und Tim Danneberg durften zwar allein auf Werder-Torhüter Tim Wiese zulaufen, scheiterten aber beide (79. und 84.).

Werder dagegen hatte kaum Möglichkeiten. Vielmehr mussten die Bremer einen Platzverweis von Abwehr-Chef Per Mertesacker kompensieren, der in der 47. Minute die gelb-rote Karte bekam. Der 1 : 0-Siegtreffer durch Werders neuen Stürmer Boubacar Sanogo in den letzten Sekunden des Spiels kam dann wie aus dem Nichts nach einem langen Pass von Peter Niemeyer.

Es war insgesamt eine extrem magere Vorstellung von Werder: Keine Ideen, keinerlei Zug nach vorn und letztlich kein sichtbarer Klassenunterschied zum Drittligisten Eintracht Braunschweig. Eine Leistung, die sich allerdings schon angekündigt hatte in den vergangenen Wochen: Bremen verlor in der Vorbereitung vier Testspiele in Folge. Das Team beklagt derzeit insgesamt elf verletzte Spieler und konnte auch mit den Gesunden nicht durchgängig arbeiten. Nach Urlaub und Nationalmannschafts-Verpflichtungen kam beispielsweise das neue brasilianische Trio aus Diego, Naldo und Carlos Alberto erst in Braunschweig erstmals zum Einsatz – und konnte so gut wie gar keinen Spielfluss herstellen.

Seit sechs Wochen vermisst Werder-Trainer Thomas Schaaf bitter die Chance, „sich einzuspielen“ und was am Samstag auf dem Platz so lustlos aussah, war für Sportdirektor Klaus Allofs keine Frage der Einstellung, sondern der mangelnden Kontinuität in der Vorbereitung. Was den Werder-Verantwortlichen sichtbar Sorge bereitet, nicht nur für den Bundesliga-Start am kommenden Wochenende gegen Bochum, sondern vor allem für die Champions-League-Qualifikation: Da müssen die Bremer am 15. August voraussichtlich gegen Dinamo Zagreb ran und dabei geht es um Geld im zweistelligen Millionenbereich. Auf das ist Werder unbedingt angewiesen, wenn der Verein weiter wachsen will.

In Anbetracht der akuten Personalmisere wird Werder nun voraussichtlich den serbischen Linksverteidigers Duško Tošić vom französischen Erstligisten FC Sochaux verpflichten. „Wir werden sehen, ob es mit dem Transfer jetzt schnell geht, oder noch ein paar Tage dauert“, sagt Allofs. Der 22-Jährige soll ein Defizit auf der linken Verteidigerposition beheben, das Werder nach der Leistenoperation von Pierre Womé hat. Außerdem soll Werder laut der französischen Zeitung „L‘Équipe“ am kolumbianischen Verteidiger Mario Yepes interessiert sein, der derzeit für Paris St. Germain spielt.

Trainer Schaaf hat angekündigt, dass sein Team gegen Zagreb „sicher“ eine andere Leistung zeigen werde, als gegen Braunschweig. Nicht ganz so selbstbewusst wirkte Braunschweigs Trainer Benno Möhlmann nach der Partie. Zum Problem mit dem Toreschießen bemerkte er bitter: „Wenn es da in Zukunft nicht mehr Konsequenz gibt, werden wir auch in der Regionalliga keine Punkte holen – bestenfalls mal ein Unentschieden.“