Goldesel gesucht in Friedrichsfelde

TIERPARK Direktor Andreas Knieriem braucht Geld – und erwägt, Teile seines Geländes an den Liegenschaftsfonds abzutreten

Es sieht nicht gut aus für den Tierpark Friedrichsfelde. Die 160 Hektar große Anlage im Ostteil der Stadt ist bekanntlich defizitär. Nun hat der Chef von Zoo und Tierpark, Andreas Knieriem, erstmals öffentlich erklärt, dass er sich „auch vorstellen“ könne, bestimmte Flächen des Tierparks an den Liegenschaftsfonds abzutreten, um dringend benötigte Instandhaltungsmittel zu bekommen. Aus Kreisen der Linkspartei handelte er sich damit prompt den Vorwurf ein, einen Ausverkauf des Tierparks zu betreiben. Auslöser für die Diskussion ist Bauschutt.

Zur Amtszeit des früheren Direktors Bernhard Blaszkiewitz hatte eine Baufirma 100.000 Tonnen belastetes Erdreich auf dem Gelände des Tierparks abgekippt. Die Entsorgung würde 2,4 Millionen Euro kosten, hat ein Gutachter der Senatsumweltverwaltung ermittelt. Geld, das der Tierpark nicht hat. „Bilanzrechlich könnte der Bauschutt zu einer Insolvenz des Tierparks führen“, sagte Knieriem am Mittwoch zur taz.

Knieriem leitet den Zoo und den Tierpark seit dem Frühjahr 2014. Die Einnahmen des Tierparks decken nicht die Ausgaben, obwohl das Land Berlin jährlich 6,2 Millionen zuschießt. Im Oktober hatte Knieriem einen Maßnahmenkatalog vorgestellt, mit dem die Attraktion des Tierparks kurzfristig gesteigert werden soll. Eine Einmalzahlung von 5 Millionen Euro aus Haushaltsmitteln ist zugesagt. Aber die Probleme im Tierpark liegen tiefer. Die zu DDR-Zeiten gebaute Anlage ist von Grund auf sanierungsbedürftig. Allein ein neuer Motor für die marode Heizungsanlage würde 500.000 Euro kosten, heißt es.

Und nun ist da auch noch der Bauschutt. Denkbar sei, Teile der Fläche am Wirtschaftshof, wo der Schutt lagere, an den Liegenschaftsfonds zurückzugeben, so Knieriem. „Dadurch wäre man auch den Bauschutt los.“ Eine andere Möglichkeit wäre, den Bauschutt für eigene Baumaßnahmen zu verwenden. „Wir wollen keinen Ausverkauf des Tierparks“, wies Knieriem die Vorwürfe zurück. Von der 160 Hektar großen Gesamtfläche halte er 110 Hektar für Tiere und Besucher für unverzichtbar.

Die Berliner Zeitung berichtete am Mittwoch von Plänen, wonach die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge auf dem Gelände am Wirtschaftshof Wohnungen bauen könnte. „Wir sind gerade dabei, alle Informationen zu sammeln“, sagte die Geschäftsführerin des Liegenschaftsfonds, Birgit Möhring, dazu am Mittwoch.

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