Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Schön wäre, wenn sich beim Thema RAF die zivile Elite der Gesellschaft nicht wieder an die Wand drängen ließe. Schön ist, dass sich der FC Bayern deutlich zurück entwickelt hat. Trotzdem wird Dortmund aber erst nächstes Jahr Meister

Gerade im Fußball, in der Formel 1 oder im Radsport besteht Journalismus in einem Häutchen auf einer pelzigen Suppe höfischer Unterwürfigkeit

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Schwarzenegger, Reagan, jetzt Fred Thompson: Warum findet die SPD keinen talentierten Schauspieler?

Was wird besser in dieser?

Thompson war erst Politiker, bevor er auch Schauspieler wurde. Auch eine Anregung für Kurt „Come“ Beck.

In Berlin wurden vier Männer festgenommen, weil sie zur „militanten gruppe mg“ gehören sollen. Ist das eine überzogene Aktion, ähnlich die Durchsuchungen im Vorfeld des G-8-Gipfels?

Staatsanwaltschaft und Verteidiger stimmen darin überein, dass ein Zusammenhang zur bisher eher phantomhaften „mg“ erkennbar sei. Wenn jedoch für manche linke Knalltüten „Schäuble = Grundrechteabbau = irgendwie vermutlich sowieso Faschist“ gilt, dann muss natürlich umgekehrt aus jedem Feierabendstümper mindestens ein vollwertiger Taliban gepimpt werden. Es ist doch schon sehr augenfällig, wie sehr sich vermeintlicher Terror und seine vermeintlichen Bekämpfer ähneln.

Im Herbst wird ein großes mediales RAF-Revival zu 30 Jahre deutscher Herbst geben. Muss das sein?

Schön wäre halt schon, die zivile Elite dieser Gesellschaft würde sich bei der Geschichtsbetrachtung nicht wieder an den Rand drängen lassen. Die RAF war so psychoneurotisch krank wie die Reaktion vieler Entscheidungsträger, beides zusammen lebte aus einer morbiden Übereinstimmung heraus: Die einen wollten den Eltern mal zeigen, dass man sehr wohl Faschoführer ermorden kann. Pech, dass gerade keine da waren. Die anderen wollten endlich mal voll demokratisch anwenden, was Sie bei HJ und Wehrmacht damals gelernt hatten. Dass wir Zivilisten und Nachgeborenen dem nichts entgegenzusetzen hatten, ist eine hoffentlich eher letzte Niederlage gegen den Hitlerismus.

Eichinger produziert derzeit eine RAF-Kinofilm, der 2008 fertig sein soll. Woher rührt eigentlich das ungebrochene Interesse an der RAF?

Vielleicht wird’s ja ein Flop, es ist immerhin ein eher feuilletonistisches Minderheitenthema inzwischen. Rummel verheißt das ungebrochene Erregungspotenzial auf der Rechten, wo ein anständig todeswürdiger Feind offenbar vermisst wird, in Zeiten, wo Schwule und Frauen die eigene Truppe anführen.

Premiere-Chef Kofler will, dass es Bundesliga-Fußball in der ARD erst ab 22 Uhr gibt. Kann er damit durchkommen?

Wenn die Deutsche Fußball-Liga DFL mit dem Preis nicht runterwill, muss er mit der Exklusivität hoch. Neben sturzgeburtähnlichem Auftritt ist Arena genau daran gescheitert – die Ware ist zu dem Höllengeld, das die Klubs dafür verlangen, nicht mehr zu refinanzieren. Gerade deshalb aber ist der DFL natürlich daran gelegen, Wettbewerb zu erzeugen, also auch die ARD mit der „Sportschau“ im Spiel zu halten. Koflers ganzer Satz könnte lauten: „Der Bundesliga-Fußball ist so unangemessen teuer, wir können ihn nur refinanzieren, wenn wir die Fans zum Abo zwingen können.“ Würde ich ja auch so klar nie sagen.

Ist die Sportberichterstattung in den Privaten eigentlich besser als im Öffentlich-Rechtlichen?

Nein. Gerade in den wenigen massenattraktiven Sparten wie Fußball, Formel 1, Radsport, vielleicht noch Boxen, besteht der Journalismus wesentlich in einem Häutchen auf einer pelzigen Suppe höfischer Unterwürfigkeit. Das Journalismusverständnis gerade in der DFL ist vordemokratisch, und solange es für einen von Herzen lieb und gut gemachten 90-minütigen Werbespot wie „Sommermärchen“ den Grimme-Preis gibt, finden wohl restlos alle Zensur, Affirmation, Dankeschönfernsehen wichtiger als Journalismus. Die Privaten hatten bei Eurosport Dopingverstrickte wie Toni Rominger als Kommentatoren, oder bei Sat1 hat man einfach geradeaus gar keine Ahnung. Immerhin anders schlecht als die hier auch grottenschlechten ARD und ZDF.

Heino fordert alle TV-Zuschauer auf, einen Euro weniger monatlich an die GEZ zu überweisen, weil das ZDF weniger Volksmusik zeigen will. Geradezu vorbildlicher ziviler Ungehorsam, den man in dieser eher autoritätsfixierten Klientel gar nicht vermutet hätte …

Klar, zumal ich dann einen Euro mehr zahlen werde für jeden Monat, den mir das Blut-und-Hoden-Geknödel erspart bleibt. Wenn das ZDF auf Entmumifizierung besteht, reißt das doch auch Lücken für Heinesgleichen: Warner Brothers Nazi World, ein vaterländisches neues deutsches YouTube („Du röhrst“) und kann eine Neigung so pervers und selbstzerstörerisch sein, dass Stefan Raab nicht gestern ein neues Showevent dazu ankündigt?

Wie wird die Bundesliga-Saison 2007/2008?

Ich halte mal provisorisch an der These fest, dass die Bayern in der Vorsaison mit allen erfolgreichen Traditionen gebrochen und sich rückentwickelt haben. Nicht nur, weil sie den Trainer wieder holten, den sie vorher weggemobbt und dem sie die Chance Nationaltrainer versaut haben. Da spätestens wäre in einem rational geführten Wirtschaftbetrieb der Manager fällig gewesen. Also – die Karten dürften seit langem nicht mehr so verteilt gewesen sein.

Und was macht Borussia Dortmund?

50.000 verkaufte Dauerkarten sind gerechter Lohn für eine tolle Vorsaison (Bayern den Trainer abgeschossen und Schalke den Titel). Und – uns hat man derzeit so sicher auf der Karte wie vor einem Jahr den VfB Stuttgart. Dies nach eingehender, an Tiefe, Kenntnis und Reflektion nicht zu überbietender Recherche (sprich: Jupp hat mir zum Glück was gemailt): verhalten Optimistisch. Meister dann das Jahr drauf zum 100. Geburtstag. FRAGEN: SR