TAZ-ADVENTSKALENDER: WUHLHEIDE 18
: Einlass nur für Fans

18. Dezember. Jedes Haus hat eine Nummer. Doch was dahintersteckt, wissen nur wenige. Zum Glück gibt es Adventskalender: Da darf man täglich eine nummerierte Tür öffnen – und sich überraschen lassen

Zufall?

Gleich um die Ecke der Zeppelinstraße in Oberschöneweide gibt es ein „Led Zeppelin Museum in Print“. Trotz gedruckter Eintrittskarten und eines (eher symbolischen) Eintrittspreises ist es kein, nun ja, kein so richtiges Museum.

Genau genommen ist es ein einziges kleines Zimmer in einer Dachwohnung.

Die beherbergt auf nicht mal zehn Quadratmetern eine einzigartige Sammlung: Printmagazine aus aller Welt mit Coverbildern der Zep-Musiker, aktuell 2.175 Exemplare. Dazu kommen mehrere tausend Zeitungsartikel über die Band – alles Originale. Besitzer und Aussteller ist Roger Ogorek, 53. Seine Sammlung hat er in ein passendes Ambiente eingebettet: An der Wand eingerahmte Zep-Plakate, ein Kunstdruck von der Band. Eine Vinyluhr vom „Four Symbols“-Album.

Ogorek, Polier bei einer Tiefbaufirma, ist seit ewig Zep-Fan. Als 13-Jähriger hatte er in einem Kinderferienlager zusammen mit einem älteren Jungen Pappgitarren gebastelt, auf denen sie zum Playback von „Black Dog“ ihrem Affen Zucker gaben.

Fluchtversuch gescheitert

Als er nach einem gescheiterten Fluchtversuch in den Westen in der DDR 18 Monate Knast bekam, hatte er sich im Gefängnis oft vorgestellt: „Wenn ich hier raus komme und im Westen bin, dann werde ich mir alle Zeppelin-Platten kaufen.“

Nach elf Monaten wurde Ogorek von der Bundesrepublik freigekauft und siedelte nach Westberlin über. Dort machte er es wahr. Im Kaufrausch räumte er gleich noch die Bootleg-Stände auf Flohmärkten ab. 1988 begann er Magazine mit Zep-Titeln zu sammeln. In der Vor-Ebay-Ära keine Leichtigkeit.

Heute füllen Tausende Hefte und Zeitungsartikel etliche Regalmeter in seinem Museumszimmer. Sie stammen zumeist aus den USA, England und Japan, aber auch aus Argentinien, Russland, Polen, Mexiko, Israel, Brasilien oder Indien. Nur aus Afrika habe er bisher keine bekommen, sagt Zep-Fan Ogorek. Trotzdem ist sein Sammelhobby ein ordentlich teurer Spaß geworden. Deshalb hat er zugunsten der Printsammlung sogar seine Vinylbootlegs verkauft. „Platten sammeln ja viele, da wollte ich einfach etwas Besonderes.“

Sein Museum betreibt Roger Ogorek mit einem gewissen Augenzwinkern. Und doch ernsthaft. Sogar ein Fanzine und ein aufwändig selbst gestaltetes Buch mit Faksimile aller Magazine hat er herausgegeben: „Led Zeppelin und die Presse weltweit“ – goldene Prägung auf dunkelblauem Einband. Den Wälzer gibt’s in nur acht Exemplaren. Eines hat er neulich Zep-Gitarrist Jimmy Page geschenkt, als der bei Dussmann war. Dazu ein „Zep in Print-Museum“-T-Shirt. „Der hat sich riesig gefreut.“ Auch für den Sänger Robert Plant hatte der Museumsgründer während dessen Berlinbesuch im August ein Buch übrig. Gehört hat er seitdem leider nichts von ihm.

Das ändert nichts daran, dass er bereits ein zweites Buch aus seinen historischem Bestand zusammenstellt: Ein 500-Seiten-Werk mit Faksimiles von Titelseiten, Rezensionen und Chartplatzierungen sämtlicher Zep-Alben von 1969 bis heute.

Und wie viele Besucher haben sein winziges Privatmuseum nun schon begrüßt?

„34.“

Hm, 34?

„Einlass nur für Fans und wer sich anmeldet, ich lass natürlich nicht jeden rein. Dafür sind meine Besucher aus aller Welt gekommen.“ GUNNAR LEUE