hamburger szene
: Ganz wie früher

Die Milch hatte noch normal viel gekostet, und das in dem Laden, der sich auf die Fahnen schreibt, besonders faire Preise an die Milchbauern zu zahlen. „Mal wieder viel Lärm um nichts“, hatte ich noch gedacht, beim Bezahlen, und war schon wieder auf dem Wochenmarkt, wo an der Theke des Aufschnittstands ausgelassene Stimmung herrschte. Dann aber steuerte die Käsefrau die Unterhaltung auf die Butterwürfel, die sich links unter ihrer Theke stapelten.

Als sie die Butter am Morgen im Schlachthof geholt habe, sagte sie, sei sie ja fast hintenüber gefallen: Der Einkaufspreis habe sich erhöht – um satte 50 Prozent. Ihr selbst sei es dann peinlich gewesen, ihr eigenes Preisschild für die Butter zu ändern. Kaum gehe es etwas besser, wirtschaftlich, erboste sie sich, machten „die“ das. Nicht mehr alle Tassen im Schrank hätten „die“, und die Rentner werde es besonders treffen. Eine gewisse Betroffenheit machte sich breit, bis dann im Radio eine Durchsage über ein Wildschwein auf irgendeiner Fahrbahn die Anwesenden wieder aufheiterte.

Im Weggehen dann sinnierte ich darüber, dass ich wohl noch einen Schwung von der Milch zum alten Preis erwischt haben müsse. Und ob ich es mir in Zukunft überhaupt noch würde leisten können, Kuchen zu backen, bei dem Preis für Butter. Und dass Kuchen dann wohl wieder ganz was seltenes sein würde. An Kuchenrezepte auf Basis von Steckrüben versuchte ich mich zu erinnern, und dass es da die Rentner ja dann doch wieder ganz gut hätten, weil die, die kennen das ja noch, wie es war in der schlechten Zeit, und sind insofern, wenn man es sich genau überlegt, ja doch klar im Vorteil.REBECCA CLARE SANGER