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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Europa ist ja wieder im Trend. Besonders seit die USA nicht mehr unbedingt der Inbegriff des freien Westens sind. Grund genug, sich noch mal ganz an den Anfang zu begeben. Der war nämlich alles andere als harmlos und fing mit einer Entführung an. In der Theaterkapelle, zu der eine kleine Friedhofskirche an der Boxhagener Straße umfunktioniert wurde, widmet sich jetzt der junge Theatermacher Mottel Schuscha in seinem Projekt „Ich, Europa“ dem Ursprungsmythos des Kontinents: der Geschichte von der Jungfrau Europa, die vom brünstigen Götterchef Zeus zwecks späterer Verführung und Vergewaltigung entführt wird, der dafür die Gestalt eines Stieres angenommen hat. Es spielt: Mieke Schymura.

„Bastien und Bastienne“ heißt eine Musiktheaterproduktion des Ensembles Canteatro, die ab Freitag beim Verein für zeitgenössische Medien „Zentrale Randlage“ in der Schönhauser Allee 171 zu sehen ist. Dort stimmt man sich ansonsten in den nächsten Wochen auf Räumung ein, denn dem umtriebigen Kollektiv wurde gekündigt. Bis Ende September wird deshalb noch einmal verschärftes Programm geboten, auch um auf die Gentrifizierung der Gegend um den Senefelder Platz aufmerksam zu machen. Motto: Good bye Independent Culture. Welcome Turbocapitalistic Boredom.

Besser sieht es hingegen für das Dock 11 in der Kastanienallee aus, das sich selbst als „Ort für choreografische Forschung und Entwicklung im Tanz“ beschreibt. Dort steht man in hoffnungsvollen Verhandlungen mit dem Senat über das Erbbaurecht für das Grundstück des Kulturhauses Pankow. Schön am Konzept ist, dass niemand, der jetzt dort ist (wie Café Garbáty) dann gehen müsste. Im Dock 11 hat am Donnerstag die Tanzperformance „In Girum: Schmetterlinge, Sex & Hypochondrie/Untitled“ Premiere.

„Ich, Europa“: ab Mi., Theaterkapelle „Bastien und Bastienne“: ab Fr., Zentrale Randlage „In Girum: Schmetterlinge, Sex & Hypochondrie/Untitled“: ab Do., Dock 11