Ein Leben ohne Pottinger

Wenn ein Mensch plötzlich spurlos verschwindet, wollen sich das die anderen, die geblieben sind, ja immer irgendwie erklären. Auf die Spurensuche eines Verschwundenen begibt sich auch der Autor und Filmemacher Thomas Martius in seiner dokumentarischen Fiktion „Pottingers Haus“. Im Jahr 1998 verschwand Pottinger. Zuvor aber soll er noch das unsanierte Haus in der Linienstraße 142/143, in dem er wohnte vor der Zwangsversteigerung bewahrt haben. Auch Martius bewohnte zu dieser Zeit das Haus. Für seine dokumentarische Fiktion, die heute und morgen als Theaterstück in der Theaterbar aufgeführt wird, hat er 24 Zeitzeugen über Pottinger – der stets extrem langsam geradelt sein soll – und die Kiezgeschichte befragt. Eine Bardame, ein Ofensetzer, die Vorsitzende des Fördervereins Garnisonfriedhöfe e. V. und andere sprechen über ihr Leben in der Linienstraße, die Jojo-Disco gleich gegenüber und natürlich auch vom Nachbarn Pottinger. Dass sich darunter der eine oder andere Schauspieler gemischt hat, ist nicht ausgeschlossen. Unterlegt werden die Interviewmontagen mit Tonschnipseln und leisen Beats und wenn man sich konzentriert, dann hört man auch, wie jemanden beim Einzug das Aquarium runterfällt. AE

„Pottingers Haus“: 7. + 8. August, 19 Uhr, Theaterbar, Chausseestr. 35, Eintritt 10, ermäßigt 8 Euro