Althusmann muss vortanzen

PLAGIATSVERDACHT Die Uni Potsdam prüft die Vorwürfe gegen die Dissertation von Niedersachsens Kultusminister Althusmann mit Anhörungsverfahren

Mit einem mehrstufigen Anhörungsverfahren wird die Uni Potsdam die Doktorarbeit von Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) überprüfen. Das hat die „Kommission zur Untersuchung wissenschaftlichen Fehlverhaltens“ entschieden, die am Freitag erstmals wegen des Plagiatsverdachts gegen Althusmann tagte.

Eingeschaltet hat die Fachkommission der Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Klaus Goetz. Bei einer Vorprüfung konnte er die in einem Zeit-Bericht erhobenen Vorwürfe nicht hinreichend ausräumen. Der derzeitige Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK) soll seine Dissertation nun persönlich vor dem fünfköpfigen Gremium verteidigen. Zudem will die Kommission seine Erst- und Zweitprüfer sowie auswärtige Experten anhören.

Der Druck auf die Prüfer in Potsdam ist groß: Von ihrem Ergebnis hängt Althusmanns politische Zukunft ab. Nach außen stehen die Fraktionen der schwarz-gelben Landesregierung noch hinter ihm. Auch die Hannoversche Allgemeine Zeitung, das heimische Meinungsblatt, stärkt ihm den Rücken: „Althusmann darf seinen Doktortitel wohl behalten“, titelte sie am Tag der Kommissionssitzung. Und beruft sich auf „Universitätskreise“. Uniintern ist man über derlei Indiskretionen wenig erfreut – „besondere Sorgfalt“ hatte man dort angekündigt. Die erfordere nicht zuletzt das öffentliche Interesse an dem Fall.

In Hannover mahnen die Landtagsgrünen Eile an: Die „Hängepartie um die Plagiatsvorwürfe“ beschädige die Ämter des Kultusministers wie auch des KMK-Präsidenten. Die SPD-Fraktion fordert, Wissenschaftsministerin Johanna Wanke (CDU) solle den KMK-Vorsitz übernehmen – zu stark lenke das langwierige Verfahren Althusmann ab.

Er selbst wollte den jetzigen Zwischenstand am Freitag nicht kommentieren. THA