André Fischer, Neurologe
: Retter der Erinnerung

ANDRÉ FISCHER, 33, leitet die Nachwuchsgruppe Experimentelle Neuropathologie der Universität Göttingen. FOTO: PRIVAT

Das Ziel war Amerika, gelandet ist der Neurologe André Fischer allerdings wieder dort, wo alles begann: In Göttingen studierte er Biologie, bewegte sich dann allerdings recht schnell in Richtung Neurowissenschaften. Früh habe er sich auf medizinische Forschung wie Alzheimer und Demenz verlegt, sagt der 33-Jährige.

Nach seiner Doktorarbeit vor vier Jahren ging er nach Boston, wo die Bedingungen einfach besser gewesen seien: „Ich habe in Deutschland keine Zukunft gesehen.“ Mit in die Vereinigten Staaten ging seine Ehefrau und Kollegin Farahnaz Sananbenesi, die auch dort gemeinsam mit ihm forschte. „Die Amerikaner haben früh erkannt, dass Menschen besser funktionieren, wenn man sie nicht auseinanderreißt“, sagt Fischer.

Im Dezember 2006 kehrte das Ehepaar mit seiner zweijährigen Tochter Chantal zurück. Die Universität Göttingen hatte gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft das „European Neuroscience Institute Göttingen“ gegründet und Fischer dorthin eingeladen. „Ich habe ein Seminar gehalten“, erinnert er sich, „und schon am Abend haben sie mich gefragt, ob ich nicht sofort dort anfangen will.“ Dies sei gerade für deutsche Bürokratie sehr ungewöhnlich.

In Göttingen leitet Fischer nun eine Nachwuchsgruppe für experimentelle Neuropathologie. Sie entwickelt unter anderem eine Pille für demente Patienten, die bewirken soll, dass scheinbar verloren gegangene Erinnerungen wieder verfügbar werden. „Wenn 20 Prozent des Gehirns nicht mehr funktionieren, sind aber noch 80 Prozent vorhanden“, sagt Fischer und nennt dies amerikanischen Optimismus.

Für seine Erforschung von Lernen und Gedächtnisverlust hat er nun den mit 1,25 Millionen Euro dotierten „European Young Investigator Award“ erhalten. Dieser soll der Abwanderung von talentierte europäischen Wissenschaftlern entgegenwirken. Die Arbeitsbedingungen in Göttingen seien nun vergleichbar mit denen an amerikanischen Elite-Universitäten, sagt Fischer, viele ausländische Studierende kämen mittlerweile zum Forschen nach Deutschland. Nach Amerika zu gehen ist auch für Fischer selbst keine Alternative mehr. BIS