Krankenhaus-Aldi will investieren

Der Schweizer Gesundheitskonzern Ameos will zehn Millionen Euro in das soeben von ihm erworbene Landeskrankenhaus in Osnabrück stecken. Außerdem sollen Manager mit Burnout-Syndrom behandelt werden

Den Schweizern eilt der Ruf voraus, wenig zimperlich mit ihren Angestellten umzugehen, dafür aber möglichst viel Rendite aus ihren Objekten zu ziehen. Zunächst will der als „Krankenhaus-Aldi“ bekannte Gesundheitskonzern Ameos als neuer Träger des Landeskrankenhauses (LKH) in Osnabrück aber in die Klinik investieren. Das Unternehmen werde zehn Millionen Euro vor allem in die Sanierung der Gebäude stecken, sagte Verwaltungsdirektor Günter Laaken gestern. Der vorherige LKH-Besitzer, das Land Niedersachsen, sei zu diesen Investitionen nicht in der Lage gewesen. Außerdem wolle Ameos Geld in Qualität und medizinische Betreuung fließen lassen, betonte der ärztliche Direktor Wolfgang Weig.

Um „dem Einzelnen gerecht zu werden“ soll auch die Bandbreite psychiatrischer Behandlungen erweitert werden. Neben Sucht- und chronisch Kranken wolle sich die Klinik künftig auch für Patienten öffnen, die „mit Ansprüchen zu uns kommen“, betonte Weig. Er nannte als Beispiel Manager mit Burnout- Syndrom – in der Regel gut betuchte Privatpatienten.

Die Zahl der Mitarbeiter solle nicht abgebaut werden, sagte der Vorstandsvorsitzende der Ameos-Gruppe, Axel Paeger. „Wir wollen das Haus ausbauen und neue Arbeitsplätze schaffen.“ Das Landeskrankenhaus in Osnabrück verfügt über 488 Betten. Weitere 89 Plätze gibt es in der Forensik, wo psychisch kranke Straftäter behandelt werden. In dem Haus arbeiten zurzeit 718 Beschäftigte.

Der Übernahme des LKH durch Ameos war im Frühjahr ein Rechtsstreit mit der Vergabekammer des Landes Niedersachsen vorausgegangen. Diese hatte den Verkauf an den Schweizer Konzern unter Hinweis auf Formfehler untersagt – es ging um die wenige Minuten verspätete Abgabe von Unterlagen – und den Zuschlag zunächst an das Bistum Osnabrück gegeben. Das Oberlandesgericht in Celle hatte die Entscheidung jedoch verworfen.

Mitte Juli stimmte dann der Landtag dem Verkauf an Ameos zu. Das Land wollte mit dem Verkauf von insgesamt acht Landeskrankenhäusern insgesamt 107 Millionen Euro einnehmen. Ameos hatte neben der Klinik in Osnabrück auch den Zuschlag für das frühere LKH in Hildesheim bekommen.

Wie sich die Zukunft der Osnabrücker Ameos-Klinik tatsächlich entwickelt, ist ungewiss. Die Verträge der dortigen Beschäftigten bestehen zunächst ein Jahr unverändert weiter. In der Hansestadt Bremen hatte Ameos im Jahr 2003 eine Klinik übernommen und die Haustarifverträge noch im selben Jahr gekündigt. Seitdem waren Einzelverträge ohne Tarifbindung abgeschlossen worden – zum Nachteil für die Beschäftigten. Es folgte ein jahrelanger Streit. Erst nach einem Streik konnte die Bremer Belegschaft einen Teil ihrer Forderungen durchsetzen.

dpa/taz