U 4 könnte teurer werden

Am 23. August beginnt der Bau der neuen Schnellbahn. Zwar wurden die Kosten bereits nach oben korrigiert. Ein Vergleich mit ähnlichen Projekten lässt befürchten, dass es dabei nicht bleiben wird

VON GERNOT KNÖDLER

In zwei Wochen wird offiziell mit dem Bau der Hafencity-U-Bahn begonnen. Eine riesige Bohrmaschine wird sich vom Magdeburger Hafen in der Hafencity zum Jungfernstieg wühlen. Zwar ist der Kostenansatz für das Vorhaben im März nach oben korrigiert worden. Ein Vergleich mit anderen U-Bahnprojekten gibt Anlass zur Sorge, dass das nicht die letzte Korrektur sein könnte. Denn der geplante Kilometerpreis des Hamburger Projekts ist niedriger als anderswo.

Die Hafencity U-Bahn U 4 ist umstritten, weil der Bau von U-Bahnen an sich teuer ist. Für einen Kilometer U-Bahn könnten zehn Kilometer Straßenbahn gebaut werden, kalkuliert Martin Schlegel, der Verkehrsreferent des Umweltverbandes BUND in Berlin. Ein Gutachter der Stadtentwicklungsbehörde ermittelte für die U 4 schon nach dem zuerst kalkulierten Preis von 255 Millionen Euro ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,58. Das heißt: Das Projekt kostet fast doppelt soviel als es nützt.

Inzwischen veranschlagt die Hamburger Hochbahn, die von der Stadt mit dem Bau der U-Bahn betraut wurde, 43 Millionen Euro mehr: Höhere Preise für Stahl, Versicherungen und die Tunnelbohrmaschine trieben die Kosten. Trotz des verschlechterten Nutzen-Kosten-Verhältnisses gehen Senat und Hochbahn davon aus, dass der Bund einen beträchtlichen Teil der U 4 bezahlen wird.

Sie argumentieren damit, dass die U  4 in Zukunft einmal nach Wilhelmsburg verlängert werden solle und sich dann ihr Nutzen erst erweisen werde. Sollte sich der Bund diesem Argument verschließen und knausern, müsste die Stadt den größten Teil der Kosten selbst tragen.

Mehr noch: Bei den jetzt kalkulierten 298 Millionen Euro Gesamtkosten wird es möglicherweise nicht bleiben. Auch wenn ein Vergleich nur grobe Hinweise liefern kann: Die meisten jüngeren U-Bahnprojekte in Deutschland sind teurer.

Das krasseste Beispiel ist Köln, wo ein Kilometer 250 Millionen Euro kostet. Die U-Bahn hat sich gegenüber den ursprünglich veranschlagten 165 Millionen Euro pro Kilometer um mehr als 50 Prozent verteuert. Die Planer hatten nicht mit archäologischen Funden in der uralten Stadt gerechnet. Sie hatten nicht ausreichend bedacht, dass Bahnsteige angehoben, Stellwerke gebaut und Hausfundamente gesichert werden mussten.

In Frankfurt/ Main kostete die 2001 fertiggestellte U-Bahn zwischen der Messe und dem Hauptbahnhof umgerechnet rund 120 Millionen Euro pro Kilometer. Gebaut wurden dort 1,75 Kilometer und ein U-Bahnhof. Bei gleichen Kosten würde die 4,2 Kilometer lange Hafencity-U-Bahn mit gut 500 Millionen Euro zu Buche schlagen.

München kommt über alle seine U-Bahnen auf einen Kilometerpreis von 41 Millionen Euro. Dabei sind aber auch Bahnen zum Kaufpreis des Jahres 1970 eingerechnet. Mit „60 bis 80 Millionen Euro pro Kilometer einschließlich der Bahnhöfe und des Innenausbaus“ werde in Deutschland gerechnet, sagt Stefan Scharrer aus dem Baureferat.

Der BUND-Mann Schlegel, der die Projekte ebenfalls verfolgt, rechnet eher mit 100 Millionen Euro. Bei der „Kanzler-U-Bahn“ U 5 in Berlin schätzt er die Kosten auf 150 bis 175 Millionen Euro pro Kilometer. Es ist nicht die höchste Schätzung.