Nach Hause telefonieren

SEEMANNS-GESCHENK

Manchmal wird auch geweint an Heiligabend. Dabei sind es gestandene Männer, die am 24. Dezember den Gottesdienst in der Hamburger Seemannsmission Duckdalben besuchen. Aber es ist eben doch etwas Besonderes, an diesem Tag Tausende Seemeilen von der eigenen Familie entfernt zu sein.

„Dieser Gottesdienst ist immer gut besucht“, sagt Duckdalben-Seemannsbetreuer Markus Wichmann. Da kämen um die 300 Menschen, auch an den Weihnachtstagen, „denn an diesen Tagen herrscht Hafenruhe, und die Leute haben viel Zeit“.

63 Prozent der Besucher stammen von den Philippinen, die übrigen kommen aus Indien, Chinesen, Russland, der Ukraine. Und weil der Heilige Abend ein so sentimentales Datum ist, tut der Duckdalben an diesem Tag, was auch alle anderen Seemannsmissionen tun, in Cuxhaven, Bremerhaven und dem Rest der Welt: Er schenkt den Seeleuten einen Draht nach Hause. Genauer: eine Weihnachtstüte, in denen auch eine SIM-Karte liegt, mit fünf Euro Guthaben.

Das klingt nicht viel, „aber mit unseren Spezialkarten kann man davon zwei, drei Stunden nach Indien oder eine Stunde auf die Philippinen telefonieren“, sagt Wichmann. Wer wolle, könne aber auch von den Telefonzellen im Haus aus telefonieren.

Finanziert wird das Familien verbindende Geschenk durch Spenden, wenn das Geld nicht reicht, gibt die Mission den Rest dazu. Bleiben andererseits am Heiligabend Karten übrig, werden sie an den Feiertagen verschenkt.

Das mit dem Christsein sehen die Seemannsmissionen übrigens nicht so eng: „Mission heißt für uns: Support of Seaman’s Dignity“, sagt Wichmann. „Hier ist jeder willkommen.“ Folgerichtig: Im Hamburger Duckdalben gibt es einen interreligiösen Gebetsraum.  PS