HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Mit Charme und Melone

Mit seinen humoristisch angelegten, disparaten Vorabendkrimis folgt Das Erste, um’s mal zu erwähnen, alter Tradition. Der heitere Kurzkrimi gilt seit je als bestens geeignet für eine Tageszeit, in der das Fernsehen noch nicht die volle Aufmerksamkeit findet.

Der SWR wiederholt derzeit Vorabendklassiker wie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ (1967–1977). Die 007 ist anderweitig vergeben, Blaublüter Graf Yoster, siehe Autokennzeichen, beansprucht die 001. Während Yoster vornehm grübelt, kümmert sich sein robuster Chauffeur Johann um Schüsse, Schläge, flache Scherze.

In der auf einer Romanreihe basierenden Serie „Butler Parker“ (1972–1973) kehren sich die Verhältnisse um. Advokat Mike Rander mag’s beschaulich; sein Lakai Josuah Parker aber späht unter gesenkten Lidern ständig nach Anzeichen gesetzwidrigen Verhaltens. Brenzlige Situationen bleiben nicht aus. Parker meistert sie mit Stil: „Es dürfte wohl den herrschenden Usancen entsprechen, dass ich jetzt meine Hände hebe.“

Eine der beiden aktuell zur Ausstrahlung gelangenden Episoden führt Parker, Rander und dessen Sekretärin Vivi ins Clubmilieu. Eine Gelegenheit für die Musical-erfahrene Vivi-Darstellerin Stella Mooney, sich als Sängerin zu präsentieren. Auch gibt es einen Gastauftritt der Jazzinterpretin Betty Dorsey. Mit der vorherigen Episode vollzogen die Autoren eine Zäsur und holten das britische Trio aufs Festland. Zeit- und Lokalkolorit sowie die pfiffige Regie machen die Serie heute noch oder wieder sehenswert: Personen werden auf engstem Raum über Spiegel in Beziehung gesetzt; die Reflexion einer Leuchtreklame im blankpolierten Lack einer Limousine wertet einen simplen Establishing Shot auf.

Den Herstellern ermüdender Schuss-Gegenschuss-Ästhetik sei dies als Lehrmaterial empfohlen!

„Butler Parker“; So., ab 0.30 Uhr, SWR, zwei Folgen

„Graf Yoster gibt sich die Ehre“; So., ab 2.10 Uhr, SWR, zwei Folgen