LESERINNENBRIEFE
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Rendite für „Private Partner“

■ betr.: „Gabriels Profitexperten“, taz vom 19. 12. 14

Wer sich mit diesem Artikel etwas intensiver beschäftigt, muss eigentlich zu der Frage kommen, ob die Schuldenbremse nicht genau auf diese Art der Finanzierung zugeschnitten ist mit dem Ziel, die Umverteilung von Finanzmitteln noch effektiver von unten nach oben durchzuführen, oder auch, ob die „schwarze Null“ von Herrn Schäuble nicht das gleiche Ziel hat. Wie sonst ist zu erklären, dass die Regierung bereit ist, eine mehr als zehnmal so hohe Rendite an „Private Partner“ auszuschütten, als sie selbst auf dem Kapitalmarkt zahlen müsste. Ich möchte nur an den Amtseid, den die Regierung abgelegt hat, erinnern: „Schaden vom deutschen Volke abzuwehren und den Nutzen zu mehren“. Doch bei dieser Regierung hat nur ein kleiner Teil des deutschen Volkes den Nutzen: das Großkapital! ALBERT WAGNER, Bochum

Das schürt Hass

■ betr.: „Palästinenser attackiert eine Familie“, taz vom 13./14. 12

Ich lese gern eure Zeitung, weil ich bei euch differenzierte Hintergrundinformationen erhalte. Dieser Artikel macht mich aber traurig und wütend, weil eine Verallgemeinerung vorgenommen wurde. Ich habe viele Freunde im Westjordanland und kann bezeugen, dass es nicht stimmt, dass ein toter Palästinenser für alle Menschen dort ein Märtyrer ist. Es gibt so viele, die sich einfach nur ein „normales“ Leben in Frieden wünschen. Das wird durch eine solche Aussage völlig negiert. Und es ist diese Sprechweise, die Hass und Rassismus schürt. Ich wünsche mir so sehr, dass wir auf dieser Welt friedlich zusammen leben können. Bitte denkt mal drüber nach. Solidarische, pazifistische Weihnachtsgrüße KAROLIN BEHLERT, Berlin

Normalisierung

■ betr.: „Botschaft für Kuba“, taz vom 18. 12. 14

Dieser gesamtpolitische Vorgang erinnert an den Beginn der Normalisierungspolitik zwischen Willy Brandt und der DDR. Endlich werden durch den amerikanischen Präsidenten historische und auch gegenwärtige Fakten als bestehend anerkannt und verstanden, dass man nur mit einer Verhandlungs- und Normalisierungspolitik Abhilfe schaffen kann. Das Verhalten der Republikaner erinnert, wie nicht anders zu erwarten, an das starrköpfig-reaktionäre Verhalten seinerzeit von Rainer Barzel, Franz Josef Strauß, anderer Kräfte in der CDU und insbesondere der Heimatvertriebenenverbände, die ewig im Gestern leben und in keinster Weise bereit waren, eine Ursachenforschung anzustreben. GEORG DOVERMANN, Bonn

Ups, das fällt erst jetzt auf

■ betr.: „Ich liebe alles mit vier Rädern“, taz vom 19. 12. 14

Dortmund ist eine der gebeuteltsten Städte der Republik. Offiziell leben über 10 Prozent von Hartz IV, der Strukturwandel ist bis heute nicht bewältigt. Und dann brettert dort ein blondierter Fußball-Bubi, der sich natürlich größter Verehrung erfreut, jahrelang ohne Führerschein im Aston Martin durch die Gegend, und – ups! – das fällt erst jetzt auf. Schnell werden mal eben von Reus eine halbe Million gelatzt. Über das Niveau der Dortmunder Stadtverwaltung braucht man nicht weiter reden, sie wurde mit Duisburg von der größten Zeitung des Ruhrgebiets (WAZ) die korrupteste genannt. Viel schlimmer ist die Zukunftsperspektive: auf der einen Seite eine wachsende Zahl Transferleistungsempfänger, die „Schlaaaaaand“ grölen, auf der anderen ein kleines Häuflein Ferrari und Lamborghini fahrende Fußball-Bubis, die sich pseudoreligiöser Verehrung erfreuen und sich entsprechend benehmen. So wünschen sich viele in den obersten Rängen die Bespaßung der Massen. Reus will jetzt seinen Führerschein machen. Ist das nicht ein supertoller Typ? MARTIN MAHADEVAN, Berlin