Amazon vs. EU

■ Worum geht’s? Im Herbst zeigen Recherchen internationaler Investigativreporter, wie Unternehmen es mit ihren Sitzen in Luxemburg vermeiden, Steuern zu zahlen. Amazon geht folgendermaßen vor: Vom luxemburgischen Europahauptquartier, der Amazon EU S.à. r.l., überweist der Konzern einen Teil des Profits an eine geschlossene Kommanditgesellschaft, die Amazon Europe Holding Technologies SCS, die in Luxemburg angesiedelt ist, jedoch nicht der luxemburgischen Körperschaftssteuer unterliegt. Es handelt sich bei der Gesellschaft um eine mitarbeiterlose Unternehmenshülle. Im Oktober leitet die EU-Kommission „vertiefte Ermittlungen“ wegen dieses Steuerdeals zwischen den luxemburgischen Behörden und Amazon ein.

■ Das sagt der Gegner: Es gebe „ernste Zweifel“, ob Amazon hier genauso behandelt werde wie andere Unternehmen in vergleichbarer Lage, findet die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Am Mittwoch twittert sie, die Kommission brauche ein umfassendes Bild davon, wie die Steuergesetze in den einzelnen EU-Ländern angewendet werden. Sie habe die Mitgliedstaaten um diese Informationen gebeten.

■ Das sagt Amazon: Amazon behauptet gegenüber der Süddeutschen Zeitung, man habe von Luxemburg nie eine Sonderbehandlung erhalten – „für uns gelten die gleichen Steuergesetze wie für alle anderen Firmen auch, die hier operieren.“

■ So steht es derzeit: Sollte die EU-Kommission entscheiden, dass der Deal zwischen Luxemburg und Amazon illegal ist, müsste Amazon wohl Steuern zurückzahlen – was, für die vergangenen zehn Jahre, ein Betrag von über einer Milliarde Euro sein könnte.