SPORTPLATZ
: Unterm Strich zu wenig

ZWEITE LIGA Union verliert das letzte Spiel vor der Winterpause mit 0:1 in Düsseldorf – doch kann sich freuen, das Jahr total mittelmäßig zu beenden

Eine Zeit lang sah es arg danach aus, als müssten sich die Union-Anhänger in diesem Jahr wieder zum traditionellen Weihnachtssingen zusammenfinden, um gleichzeitig Stoßgebete in Richtung Himmel zu senden und den Fußballgott anzurufen. Vor gut zwei Monaten noch stand der 1. FC Union am Tabellenende der Zweiten Liga. Und Ende November war die Lage immerhin noch so prekär, dass Trainer Norbert Düwel nach einer 1:4-Niederlage gegen 1860 München den Mittelfinger gen Fans erhob, nachdem er provoziert wurde.

All das kann im Fußball schnell vergessen sein. So können die Union-Fans vier Wochen später zwar nicht rundum glücklich, aber doch erleichtert nach dem letzten Spiel des Jahres in die Winterpause gehen. Die 0:1-Niederlage in Düsseldorf am vergangenen Freitag, bei der der Siegtreffer für die Rheinländer eine Minute vor Schluss fiel, war zwar unnötig – Union steht aber als Tabellenzehnter vorerst im gesicherten Mittelfeld und hat acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz (wobei die dort platzierten Münchner erst am heutigen Montag spielen). Allerdings haben die Köpenicker es verpasst, sich wieder ins Aufstiegsrennen zu mischen: sie haben nun neun Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.

Auf einem guten Weg

Mittelfeldspieler Michael Parensen sagte nach dem Spiel am Freitag, man sei „nichtsdestotrotz auf einem guten Weg, von dem wir uns nicht abbringen lassen“. Der Trend geht nach nun drei Siegen aus den letzten fünf Spielen und guten Leistungen weiter aufwärts. Zuletzt deutete sich an, dass das System von Coach Düwel langsam in Köpenick angekommen ist: gut sortierte, sich ständig verschiebende Defensivreihen in die eine Richtung – und ein schnelles, spritziges, schnörkelloses Spiel in die andere.

Dennoch betreibt Union zu viel Aufwand, der derzeit zu wenig Ertrag einbringt. Man sah dies auf dem Platz während der ersten Halbzeit in Düsseldorf, als sie geschickt verteidigten und gut standen. Sie münzten die Überlegenheit aber nicht in die Führung um (Sebastian Polter hatte die beste Chance nach einer Viertelstunde) – und dann ließen sie die Düsseldorfer in Hälfte zwei wieder ins Spiel kommen. Statistisch ist Union in dieser Saison bei den meisten Werten (Torschüsse, Ecken, Zweikämpfe) unter den besten sieben Teams der Liga zu finden – auch dies deutet darauf hin, dass die Spielanlage für die ausgeglichene, kampfbetonte Zweite Liga stimmt, aber unter dem Strich zu wenig dabei rauskommt. Und dadurch, dass man führend im Ranking der Roten und Gelben Karten ist, schwächt Union sich zu oft selbst.

Am morgigen Dienstag ist beim jährlichen Weihnachtssingen vor ausverkauftem Haus und bei 27.500 Vokalisten erst mal Gesang und Klang statt Sturm und Tordrang angesagt. Das Liedchen „An der Alten Försterei“ darf man dabei einigermaßen entspannt trällern – und gleichzeitig sehr gespannt sein, was die Saison und die restlichen 15 Spiele noch bringen werden.

JENS UTHOFF