Geld spielt wieder keine Rolle

AUFBRUCH So zufrieden wie lange nicht mehr geht der FC Schalke 04 in die Winterpause. Die Vertragsverlängerung mit Klaas-Jan Huntelaar ist offenkundig mit dem Versprechen verbunden, erneut ganz groß einzukaufen

Seit Di Matteo 3-5-2 spielen lässt, hat Schalke fünf von sieben Spielen gewonnen

AUS GELSENKIRCHEN DANIEL THEWELEIT

Normalerweise ist Klaas-Jan Huntelaar überhaupt nicht gut gelaunt, wenn er kein Tor geschossen hat. Beim 0:0 gegen den Hamburger SV hatte der ehrgeizige Holländer lediglich eine gute Chance gleich zu Beginn des Spiels, danach blieb er blass. Nach solchen Spielverläufen fährt Huntelaar oft kommentarlos und mit zornigem Blick nach Hause, aber an diesem finalen Hinrundenspieltag war er ausgesprochen milde gestimmt. Auf dem Rasen war der Torjäger zwar unauffällig geblieben, aber irgendwie war es trotzdem der Tag des Klaas-Jan Huntelaar. Denn er darf sich seit dem vorigen Freitag als Motor des Schalker Fortschritts begreifen.

Am Abend vor dem durchaus ansehnlichen 0:0 hat er sich nämlich mit Manager Horst Heldt darauf geeinigt, seinen Kontrakt bis 2017 zu verlängern. Mit Option auf ein weiteres Jahr, sofern er häufig genug zum Einsatz kommt. Und im Mittelpunkt der Verhandlungen stand nicht – wie sonst üblich – die Höhe der Dotierung, berichtete Heldt, „es ging in erster Linie darum, wie sich der Verein innerhalb seiner Vertragslaufzeit aufstellen will. Darüber haben wir intensiv gesprochen“, so der Manager.

Was genau Heldt dem 31-Jährigen versprochen hat, mochten beide nicht verraten. Aber es ist kein besonderer Scharfsinn erforderlich, um zu erahnen, dass Huntelaar sich Investitionen in die Mannschaft zusichern ließ. „Ich will schöne Sachen erreichen, das haben wir einmal gemacht mit dem Pokalsieg, jetzt wollen wir das wieder“, erwiderte der niederländische Nationalspieler auf entsprechende Nachfragen. Und dazu brauche man nun einmal „einen guten Kader“.

Schalke will investieren, das hat auch Clemens Tönnies bereits angedeutet. Man müsse die „Personalkosten erhöhen“, um nicht den Anschluss an die wirtschaftlich rasant wachsenden Konkurrenten aus Dortmund und München zu verlieren, hatte der mächtige Aufsichtsratschef im November einen Paradigmenwechsel angekündigt. In den vergangenen Jahren, hieß es ja immer, das enorme Gehaltsvolumen, das zwischen 70 und 80 Millionen Euro liegen soll, müsste dringend gesenkt werden. Davon ist nun keine Rede mehr.

Roberto Di Matteo deutete an, dass schon im Winter neue Spieler kommen könnten. „Ich würde gerne was machen, das ist schon klar, wir werden eine Besprechung haben und dann eine Entscheidung treffen“, sagte der Trainer, der seit seiner Amtsübernahme im Oktober Erstaunliches geleistet hat. Stolz verwies er trotz der kleinen Enttäuschung gegen den HSV auf die 19 Punkte, die Schalke in den zehn Bundesligapartien unter seiner Ägide gesammelt hat, und Kapitän Benedikt Höwedes verkündete: „Wir haben uns als Mannschaft gefestigt und sind auf Augenhöhe mit Klubs wie Mönchengladbach oder Leverkusen.“

Zwar sind die Spiele der Schalker selten spektakulär, aber die Mannschaft hat sich stabilisiert, und sie ist sehr schwer zu schlagen. „Mit einem Sieg heute wäre es eine super Hinrunde gewesen“, bilanzierte Di Matteo, „so ist es immer noch eine sehr positive Hinrunde.“ Und tatsächlich war es ein Einfall des neuen Trainers, der zum zentralen Erfolgsfaktor wurde. Seit Di Matteo mit einem 3-5-2-System spielen lässt, hat der FC Schalke fünf von sieben Spielen gewonnen, das Achtelfinale der Champions League erreicht und den Anschluss an die Europapokalplätze in der Bundesliga hergestellt. Kapitän Höwedes sprach von einer „goldrichtigen Idee“, und in der Winterpause hat Di Matteo nun Zeit, an den Details zu arbeiten. Und er hofft auf die Rückkehr einiger verletzter Stars. Heldt mochte am Samstag zwar keine Prognosen zum Genesungsprozess von Leon Goretzka, Jefferson Farfan oder Julian Draxler abgeben, aber Di Matteo sagte, auch diese Spieler würden ihm in der Rückrunde „wie Neuverpflichtungen“ erscheinen.

Schalke 04 wird also erstmals seit drei Jahren wieder eine halbwegs ruhige Winterpause erleben, das war vor einigen Wochen noch ähnlich undenkbar wie der Absturz des BVB, der natürlich auch zum winterlichen Wohlbefinden der Schalker beiträgt.