Spekulation über Rachemord an Polizisten

USA Zwei Polizisten werden auf Streife in ihrem Fahrzeug erschossen. Der Täter exekutiert sich dann selbst. Jetzt werden Verbindungen gezogen zu den tödlichen Polizeischüssen auf unbewaffnete Schwarze

US-Justizminister Eric Holder nannte die Tat einen „unsäglichen Akt der Barbarei“

NEW YORK ap/taz | Ein junger Afroamerikaner hat in New York zwei hellhäutige Polizisten mit Kopfschüssen getötet. Das kaltblütige Verbrechen versetzt ein Land in Schock, in dem seit Wochen gegen die angeblich exzessive Gewalt weißer Ordnungshüter gegen Schwarze protestiert wird.

Nach Angaben des New Yorker Polizeichefs William Bratton hatte der 28-jährige mutmaßliche Täter die beiden Polizisten am Samstagmittag (Ortszeit) in ihrem Streifenwagen an einer Kreuzung im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn überrascht. Er sei an der Beifahrerseite des Autos aufgetaucht und habe „ohne Vorwarnung oder Provokation“ durch das Fenster immer wieder auf die Beamten gefeuert. Die Polizisten – einer war asiatischer, einer lateinamerikanischer Herkunft – erlagen wenig später in einem Krankenhaus ihren Kopfverletzungen.

Nach Worten des Polizeichefs hatten die beiden Opfer keine Chance, sich zu verteidigen. Der Schütze flüchtete nach dem Anschlag in eine nahegelegene U-Bahn-Station. Dort schoss er sich auf einem Bahnsteig selbst in den Kopf und starb. Der 28-Jährige hatte zwar ein langes Strafregister, aber offensichtlich keine Verbindung zu Terrorgruppen. US-Justizminister Eric Holder nannte das Attentat auf die Beamten einen „unsäglichen Akt der Barbarei“. Der Doppelmord trifft New York in einer Zeit der Empörung über Polizeigewalt gegen schwarze Bürger. Nach dem Tod des Afroamerikaners Eric Garner demonstrierten Tausende auf den Straßen der Millionenmetropole. Garner war bei seiner Festnahme in Staten Island nach dem Würgegriff eines weißen Polizisten gestorben. Geschworene sprachen den Polizisten „nicht schuldig“. Zuvor hatten auch die Todesschüsse eines weißen Polizisten auf den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown in Ferguson bei St. Louis landesweite Proteste nach sich gezogen.

Nach Angaben Brattons hatte der mutmaßliche Täter wenige Stunden zuvor in Baltimore seine frühere Freundin in den Bauch geschossen und verletzt. Die Polizei von Baltimore warnte die Kollegen in New York, dass der 28-Jährige unterwegs nach Brooklyn sein könnte. Doch es war bereits zu spät.