„Das siebte Jahr überstehen“

KABARETT Herrchens Frauchen schaut zurück aufs Jahr 2014. Und feiert 30-jähriges Jubiläum

■ 56, Kabarettist, ist mit Lisa Politt Herrchens Frauchen und Intendant des Polittbüros. Foto: Friedemann Simon

taz: Sie beschreiben sich als streng religiös erzogen, Herr Schmidt. Was bedeutet das?

Gunter Schmidt: Man sagt: Du kriegst den Jungen aus der Kirche, aber nicht die Kirche aus dem Jungen. Eingeimpft wurde ein massives Schuldgefühl, so dass ich manchmal heute noch denke: Ich habe was falsch verstanden, wenn ich manche Politikeräußerungen höre; warum denke ich so schlecht von den Menschen, das hat der bestimmt nicht so gemeint. Hat er aber.

Ist der religiöse Anteil Ihres Programms der politischen Großwetterlage, also Isis und Pegida, oder der Vorweihnachtszeit geschuldet?

Auf jeden Fall ersteres. Dass bei heutigen Schlachten wie im Mittelalter Gott als Referenzpunkt genannt wird, schlägt sich in unserem Programm „Gott und die Welt – Immer Ärger mit dem Personal“ natürlich nieder.

Dazu kommt ein politischer Rückblick: Was ist Ihnen 2014 quer gekommen?

Merkel, von der Leyen, Gauck, Steinmeier... komplettieren Sie selbst. Dass bei den Aufmärschen der Pegida-Hosega-Stupida die Unzufriedenheit sich statt in der Klassenfrage rassistisch äußert, ist alarmierend. Dass Politiker salbadern, man dürfe nicht alle Teilnehmer in einen Topf werfen und müsse den Kontakt suchen, ist skandalös.

Sie haben gerade 30-jähriges Bestehen von Herrchens Frauen gefeiert – wie führt man eine so lange Bühnen-Ehe?

Man muss das verflixte siebte Jahr überstehen. Damals bekamen wir den Deutschen Kleinkunstpreis, Lisas „Sperma ist ekelhaft“ wurde ein Hit, ich habe die Schmidt-Mitternachtsshow mit moderiert – da besteht die Gefahr, dass man sich auf seinen Brombeeren ausruht. Wir haben dann ein Stück zur Verflechtung von Wirtschaft und Kultur gemacht, ein Thema, das wenig populär und höchst relevant war.  INTERVIEW: GRÄ

„Gott und die Welt – Immer Ärger mit dem Personal“, 20 Uhr, Polittbüro