deutsche und europäische zeitungen über die jüngsten turbulenzen an den internationalen Börsen
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In London meint der Independent: War eine Krise auf dem Finanzmarkt jemals so vorhersehbar? Eine Riesenmenge billigen Geldes schwappte in den vergangenen Jahren dank historisch niedriger Zinsen durch die Märkte. Kreditnehmer wie Kreditgeber waren durch die Fülle von Angeboten in einer Welt, in der Anlagepreise für immer zu steigen schienen, in ihrer Urteilskraft beschränkt. Das Risiko war schlecht eingeschätzt. Zu viele Schulden wurden aufgenommen. Um es kurz zu machen: Die Leute wurden gierig.

Die britische Times befindet: Hedgefonds und andere ähnlich aggressive Investoren haben viel zu den Turbulenzen beigetragen, weil sie sich zu sehr spezialisiert haben, weil sie voller Gier Megagewinne in doppelter Geschwindigkeit erreichen wollten und weil sie sich törichte Summen geliehen haben. Mr Smith aus Sheffield sollte sich genauso wie der im Steuerparadies beheimatete Hedgefond daran erinnern, dass nachhaltige Finanzierung mit Risikostreuung, Geduld und mit dem vernünftigen Umgang mit Schulden einhergeht.

In Zürich schreibt die NZZ am Sonntag: Eine Kreditklemme und ein übermäßiger Zinsanstieg am globalen Geldmarkt drohten das weltweite Bankensystem zu destabilisieren. Die Zentralbanken zögerten keine Sekunde. Sie pumpten innert zwei Tagen weit über 100 Milliarden Franken ins System. Haben die Notenbanken damit nicht überreagiert und die Investoren erst recht verunsichert? Vielleicht, doch es galt unbedingt die Gefahr zu bannen, dass eine größere Bank in Schwierigkeiten gerät.

In Paris kommentiert Le Monde: Bis vor kurzem schien die Globalisierung der Finanzmärkte, durch die sich die Risiken auf mehrere Akteure verteilten, als die beste Garantie gegen eine größere Krise. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Akteure mit dem Feuer gespielt haben oder nicht.

Das Hamburger Abendblatt schreibt: Die Finanzkrise könnte ein Anlass sein, nachzudenken. Vor allem aber über bessere Kontrollmaßnahmen. Die sieben wichtigsten Industriestaaten der G 7 sollten auf ihrem nächsten Treffen die Finanzmärkte erneut zum Thema machen. Wenn diese Märkte global handeln, muss auch die Geldpolitik der wichtigsten Staaten global besser abgestimmt werden.

Die Frankfurter Rundschau meint: Staatliche und supranationale Institutionen sind gut beraten, die Schrauben fester anzuziehen. Das würde zwar die Geschäftsmöglichkeiten der Finanzdienstleister beschneiden. Dies wäre indes ein geringer Preis angesichts der gesellschaftlichen Kosten, die bei einer richtigen Wirtschaftskrise drohen.