Taliban taktieren

Afghanische Extremisten machen bei Gesprächen mit Südkoreanern Hoffnung auf Freilassung der 21 Geiseln

GHASNI ap ■ Die Taliban haben Hoffnungen auf eine baldige Freilassung der 21 südkoreanischen Geiseln geweckt, halten aber zugleich an ihrer Forderung nach einem Austausch gegen inhaftierte Gesinnungsgenossen fest. Die afghanische Regierung lehnt dies bislang strikt ab. Taliban-Sprecher Kari Jussef Ahmadi bekräftigte zudem seine Ankündigung, in Kürze zwei der Verschleppten gehen zu lassen. Wann die beiden kranken Frauen freigelassen würden, sei aber noch nicht entschieden.

Ahmadis Glaubwürdigkeit ist zweifelhaft. Einige seiner Ankündigungen bewahrheiteten sich, andere nicht. Er widersprach gestern Berichten, wonach die Taliban ihre Meinung geändert hätten und die beiden Geiseln nun doch nicht gehen lassen wollten. Zwei Gesandte der Aufständischen beraten seit Freitag erstmals direkt mit südkoreanischen Diplomaten über das Schicksal der Verschleppten. Die Gruppe von ursprünglich 23 südkoreanischen Christen wurde am 19. Juli in der Provinz Ghasni überfallen und entführt. Zwei der Geiseln wurden ermordet.

Die Gespräche mit den Diplomaten aus Seoul seien auf einem guten Weg, sagte Mullah Kari Baschir, ein Vertreter der Taliban. Er widersprach jedoch dem Gouverneur der Provinz Ghasni, der Freitag gesagt hatte, das Geiseldrama könne vermutlich mit der Zahlung von Lösegeld beendet werden.

Über das Schicksal des in Afghanistan entführten deutschen Bauingenieurs herrscht weiter Ungewissheit. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes arbeite weiter mit unverminderter Intensität an der Freilassung der Geisel, sagte eine Ministeriumssprecherin. Der 62-Jährige war vor dreieinhalb Wochen entführt worden.