Lüneburger Heide goes Disneyland

Mit der Gründung des Vereins „HeideWorld“ treibt die Tourismusbranche die Vermarktung der Lüneburger Heide voran. Das erklärte Ziel: ein einheitlicher Auftritt mit einheitlichem Logo. Nicht alle sind damit glücklich

Die Lüneburger Heide könnte bald nicht mehr „Lüneburger Heide“, sondern „HeideWorld“ heißen. So jedenfalls nennt sich ein neuer Verein, der gestern in Soltau gegründet wurde. Der Ort war nicht zufällig gewählt: In Soltau steht der „Heidepark“, laut Eigenwerbung „Norddeutschlands größter Erlebnispark“, der „auf 850.000 Quadratmetern Spaß, Action und Unterhaltung der absoluten Extraklasse“ bietet.

Längst wird die Lüneburger Heide nicht mehr wegen der berühmten Heidschnucken-Landschaft mit ihren Wirtshäusern aufgesucht. „Jetzt wollen wir mal nicht die Oma mit den Worten zitieren, die Welt habe sich verändert“, sagt der Vereinsvorsitzende Reiner Eisenberg. Er ist Direktor des Mercure-Hotels in Walsrode, von wo es nicht weit ist bis zum Heidepark Soltau, außerdem gibt es in Walsrode selbst den Vogelpark.

Sein neuer Verein sei eine „Taskforce der Wirtschaft“ in der Lüneburger Heide, sagt Eisenberg. Ziel sei ein „einheitlicher Auftritt“. „Bei uns gibt es über 150 verschiedene Vereine, Verbände und Logos“ – das führe zu einem „Marketingproblem“. „Wer mit 150 Logos wirbt, kommt in keinem Kopf an.“

Dass etwas passieren müsse in der Lüneburger Heide, war spätestens seit Ende vergangenen Jahres klar, als die „Lüneburger Heide Tourismus GmbH“ in Insolvenz ging. Zwei der Geldgeber, die Kreise Soltau-Fallingborstel und Lüneburg, waren aus der GmbH ausgestiegen. Im März forderte der niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) eine neue „zentrale Tourismusagentur“ für die Region. Hintergrund war das Gutachten eines Trierer Tourismusforschungs-Instituts, das in der Lüneburger Heide den Verlust von 100 Arbeitsplätzen jährlich prognostiziert hatte.

Tatsächlich stagnieren die Besucherzahlen in der Heidelandschaft seit Jahren, und das, obwohl immer neue Erlebnisparks aus dem Boden gestampft werden. Neben dem Heidepark in Soltau gibt es den „Hundertwasserbahnhof“ in Uelzen, den „Serengeti Park“ Hodenhagen und die Kartbahn des Formel 1-Piloten Ralf Schumacher in Bispingen. Dort eröffnete im Oktober vergangenen Jahres auch der „Snow Dome“, nach eigenen Angaben „Europas modernste Skihalle“ mit 316 Metern Indoor-Piste, „original österreichische Gastronomie“ inklusive.

Laut Reiner Eisenberg von „HeideWorld“ liegt in den Erlebnisparks die Zukunft der Lüneburger Heide. Dazu kämen noch noch die sieben Klöster „Walsrode & Co“, die sicher bald Weltkulturerbe würden, und die „abwechslungsreichen Naturlandschaften“. Das alles müsse eben unter einem Logo vermarktet werden, fünf Landkreise würden das Projekt unterstützen.

Der Sprecher der Landkreise ist der Celler Landrat Theodor Elster, und wenn der nach dem neuen Verein gefragt wird, fängt er an zu seufzen. „Die sind schon sehr vorgeprescht“, sagt Elster, vieles sei so gar nicht abgesprochen gewesen. Das einheitliche Logo etwa sei „so ein Punkt“. Die Lüneburger Heide sei „eine der am besten platzierten touristischen Marken“, sagt Elster. Doch der Verein sage, „wir reden über alles, aber ‚Lüneburger Heide‘ wollen wir nicht heißen.“

Tatsächlich will der Verein um Eisenberg „HeideWorld“ zum neuen Heide-Logo machen. In einer Pressemitteilung gestern Abend wurde dann aber nur noch vorsichtig formuliert, die Zusammenarbeit mit den Landkreisen werde „angestrebt – möglichst auch unter dem Label ‚HeideWorld‘“. Der Arbeitsname des Vereins war übrigens „Orlando“ – nach dem weltgrößten Disneyland in Florida. wie