Rechenschwaches Rathaus

FEHLERQUOTE Niedersachsen und Hannover einigen sich auf eine neue Finanzierung, nachdem sich die Landeshauptstadt beim Ausbau des Sprengel Museums verrechnet hat – nicht die erste derartige Panne

Rechenpannen gab es auch bei der Planung des Museums Schloss Herrenhausen

Mehr Geld für den Ausbau des Sprengel Museums für moderne Kunst in Hannover schießen Land und Stadt hinzu. Darauf haben sich Niedersachsens Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) jetzt geeinigt. Wegen eines Rechenfehlers der niedersächsischen Landeshauptstadt als Bauherrin hatten sich die Kosten um 3,5 Millionen Euro erhöht.

Ein 4.400 Quadratmeter großer Anbau soll weiteren Platz für die gewachsene Sammlung des Sprengel Museums schaffen. 25 Millionen Euro hatte die Stadt ursprünglich für den Bau veranschlagt. Davon sollten je fünf Millionen Euro von Land und Stadt kommen, zehn Millionen aus EU-Fördertöpfen, weitere fünf Millionen von Spendern.

Vergessen hatte die Stadt bei ihrer Rechnung allerdings den Index für steigende Baukosten wie Löhne und Materialien. Der lässt die Kosten auf insgesamt 28,5 Millionen Euro wachsen. Um die Finanzlücke zu schließen, erhöht die Stadt nun ihren Anteil um 1,86 Millionen Euro, das Land seinen um eine Million (taz berichtete). Der fehlende Rest – rund 650.000 Euro – soll aus Spenden kommen, teilt die Stadt mit. Gelingt das nicht, setzen Stadt und Land ihre Verhandlungen fort. Oberbürgermeister Weil äußert sich dennoch „zuversichtlich, dass wir die Erweiterung realisieren“.

Für seine Verwaltung ist die Sprengel-Kostenexplosion nicht der erste peinliche Rechenfehler: Schon bei den Kalkulationen für den Bau des Museums im Schloss Herrenhausen hatte sich Kulturdezernentin Marlis Drevermann (SPD) vertan – und brutto und netto bei den Personalkosten verwechselt. Die stiegen dadurch von veranschlagten 140.000 auf 407.000 Euro. Nach der neuerlichen Panne knapp zwei Wochen vor der Kommunalwahl werden nun die Rücktrittsrufe gegen Drevermann lauter. Und im ansonsten ruhigen Wahlkampf in der Landeshauptstadt, in der seit 1986 Rot-Grün regiert, wächst die Personalie sich zum echten Thema aus. THA