heute in bremen
: „Ich will wissen, wovon ich rede“

Der SPD-Wirtschaftssenator Ralf Nagel tourt durch die Hafenanlagen in Bremerhaven

taz: Sie kamen ja aus Hamburg und Berlin nach Bremerhaven. Wie ist ihr erster Eindruck von der oft unbeliebten Stadt?

Ralf Nagel, Wirtschafts- und Häfensenator: Natürlich wäre ein Vergleich zu den Großstädten, die ich jetzt im Rücken habe, ungerecht. Aber mir ist das Gebaute in einer Stadt weniger wichtig als die Leute, die dort wohnen. Ich habe die Menschen hier als freundlich und aufgeschlossen erlebt. Und das sie nicht in der schönsten Stadt der Welt leben, wissen sie ja selbst. Aber es ist eine Stadt im Aufbruch. Da geht dann auch mal was schief, aber große Flops habe ich bisher noch nicht entdeckt.

Dabei sind aber gerade die Häfen, die sie heute besuchen, im Zuge der bremischen Verfassungsklage auf mehr Finanzhilfen in die Kritik geraten. Haben Sie einen Flop übersehen?

Die Häfen sind eine, wenn nicht die Lebensader für Bremen. Und wenn ich da nicht investiere, verfolge ich eine Strategie des Verhungerns. Insofern kann ich die Kritik aus Berlin nicht teilen. Wir müssen deutlich machen, dass die Häfen auch ein wichtiger Beitrag für die gesamte deutsche Volkswirtschaft sind. Das ist ein Argument, das historisch betrachtet immer überzeugt hat.

Aber tragen historische Argumente, wenn es ums Geld geht?

Es geht bei den Seehäfen heute ja um die Exportnation Deutschland, also nicht nur die Geschichte. Deswegen bin ich der Meinung, dass wir auch vor dem Verfassungsgericht gute Argumente haben. Wenn wir Prioritäten setzen und richtig argumentieren, finden wir auch Verbündete in Berlin.

Spielen diese politischen Debatten bei Ihrer Sommertour auch eine Rolle – oder findet da nur Small Talk statt?

Es ist weder reine Politik noch bloßer Small Talk. Es geht im Moment erst einmal darum, das Unternehmen Bremenports, für das ich jetzt zuständig bin, kennen und verstehen zu lernen. Ich will wissen, wovon ich rede. Aber wer deswegen jetzt glaubt, mir ein X für ein U vormachen zu können, liegt in der Regel falsch.

Fragen: Jan Zier