Söhne Gaddafis uneins über ihr Vorgehen

TRIPOLIS dapd/afp/dpa | Zwei Söhne des bisherigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi haben sich mit widersprüchlichen Botschaften zu Wort gemeldet. Saif al-Islam rief die Anhänger seines Vaters zum Widerstand auf, während al-Saadi mit den Rebellen über ein Ende des Blutvergießens verhandeln will. Beide äußerten sich innerhalb weniger Minuten in Telefonanrufen bei arabischen Fernsehsendern.

Saif al-Islam sagte dem TV-Sender al-Rai in Syrien, die Bewohner von Bani Walid, einer der letzten Hochburgen der Gaddafi-Anhänger, hätten sich darauf geeinigt, ihr Land bis zum Tod zu verteidigen. Die verbliebenen Unterstützer seines Vaters rief er auf, „Tag und Nacht“ gegen die Rebellen zu kämpfen. „Greift diese Ratten an!“, rief er. Er selbst halte sich außerhalb von Tripolis auf, sagte Saif al-Islam. Seinem Vater gehe es gut.

Kurz zuvor bot Gaddafis Sohn al-Saadi den Rebellen Gespräche an. „Das Wichtigste ist, das Blutvergießen zu stoppen“, sagte al-Saadi dem arabischen Fernsehsender al-Arabija. Er spreche im Namen seines Vaters und der Militärkommandeure. Die Rebellen könnten das Land führen. „Das macht uns nichts aus. Wir sind alle Libyer“, erklärte er. Auf die Frage, ob er bereit sei, sich zu stellen, sagte al-Saadi: „Wenn meine Kapitulation ein Ende des Blutvergießens bedeutet, werde ich das tun.“ Saif al-Islam sagte, sein Bruder stehe unter Druck.

Zuvor hatte der Kommandeur der Aufständischen in der Hauptstadt Tripolis, Abdel Hakim Belhadsch, mitgeteilt, dass al-Saadi versucht habe, die Bedingungen für seine eigene Aufgabe zu verhandeln. „Sie müssen sich nur den Rebellen ergeben, und wir werden ihnen ein faires Verfahren geben. Wir werden mit ihnen aber über nichts verhandeln“, sagte Abdel Hafis Ghoga, Sprecher des Übergangsrats.

Gaddafi selbst will sich „niemals ergeben“ und „den Kampf fortsetzen“. Dies kündigte er in einer am Donnerstag vom syrischen Sender Arrai in Auszügen verbreiteten Botschaft an. „Selbst wenn ihr meine Stimme nicht hören könnt, setzt den Widerstand fort“, heißt es darin. Er rief er seine Anhänger auf, „unser Land zu befreien, Tal für Tal, Berg für Berg und Stadt für Stadt“. Der Gaddafi-nahe Sender wollte nach eigenen Angaben die Auszüge später ausstrahlen. Gaddafis Aufenthaltsort war weiterhin nicht bekannt.

Die Rebellen sammeln weiter Hinweise über seinen Verbleib. Belhadsch sagte, wahrscheinlich halte sich Gaddafi nicht länger in der Hauptstadt auf. Kämpfer der Rebellen seien auf drei verbliebene Hochburgen der Anhänger des alten Regimes vorgerückt: Gaddafis Heimatstadt Sirte, Ben Walid und Sebha.

Die algerische Zeitung El Watan berichtete, Gaddafi habe sich um Asyl bemüht, der algerische Präsident habe seine Anrufe aber nicht angenommen. Algerien hat Gaddafis Ehefrau und drei seiner Kinder aufgenommen. Auf die Frage, ob auch Gaddafi Asyl erhalten könne, sagte der algerische Außenminister, er denke nicht, dass das möglich sei.