Nordkorea will Hilfe

Regierung spricht von hunderten Toten und Vermissten nach Unwetter. Fernsehen zeigt Katastrophenbilder

SEOUL rtr/dpa/epd ■ Nach schweren Überschwemmungen mit vermutlich hunderten Toten hat Nordkorea um internationale Hilfe gebeten. Ein Sprecher der Vereinten Nationen sagte am Dienstag, die nordkoreanischen Behörden würden noch hunderte Menschen in den betroffenen Gebieten vermissen. Sollten sich die Angaben als richtig erweisen, handle es sich um eine „erhebliche Notsituation“, sagte der Asien-Sprecher des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Paul Risley. Nach dem Hilferuf der Regierung in Pjöngjang habe sich ein UN-Untersuchungsteam auf den Weg in das Überschwemmungsgebiet gemacht. Die deutsche Welthungerhilfe hat der Regierung ebenfalls Nothilfe angeboten.

Nach Angaben der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA wurden über 30.000 Häuser zerstört und 63.000 Menschen obdachlos. Laut amtlichen Berichten wurden auch 800 öffentliche Gebäude und 540 Brücken zerstört, viele Stromleitungen und Zugverbindungen sind unterbrochen. Außerdem seien zehntausende Hektar Ackerland überschwemmt und unter Schlamm begraben worden. Die Internationale Rote-Kreuz-Föderation berichtete, ihr Mitarbeiterstab in Nordkorea sei rund um die Uhr im Einsatz.

Das Land, das nicht genügend Nahrung für seine knapp 23 Millionen Bürger produzieren kann, ist auf Hilfslieferungen angewiesen. Experten schätzen, dass in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zehn Prozent der Bevölkerung in Nordkorea verhungerten. Bereits im vergangenen Jahr musste das kommunistisch geführte Land zudem schwere Überflutungen verkraften.

Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder aus dem Katastrophengebiet, welche auch in Südkorea zu sehen waren. Darauf waren Einwohner der Hauptstadt Pjöngjang zu sehen, die durch hüfthohes Wasser wateten. Am stärksten von dem Unwetter betroffen ist die südliche Provinz Kangwon.

Die Ausstrahlung der Bilder ist ein sehr ungewöhnlicher Schritt. In Nordkorea unterliegen Medien einer strengen Zensur. Ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums sagte, man sei bereit, Hilfe zu leisten, habe allerdings noch keine Anfrage erhalten.

Im Jahr 2006 waren nach Angaben staatlicher Medien 800 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben gekommen. Genaue Opferzahlen für dieses Jahr gibt es noch nicht. Die Regierung teilte aber mit, man erwarte höhere Schäden als im Jahr zuvor. Die Infrastruktur des Landes ist in einem desolaten Zustand, Gleise und Stromleitungen stammen teilweise noch vom Anfang des letzten Jahrhunderts.