WAS DENKEN SIE GERADE …
: … Privilege Musvanhiri?

Wir treffen Privilege Musvanhiri in einer Cafeteria in Berlin. Mit einem internationalen Austauschprogramm ist der Journalist aus Simbabwe für zwei Monate nach Deutschland gekommen, in zehn Tagen geht es wieder zurück. Am liebsten würde er auch ein deutsches Fahrrad mit in sein Heimatland nehmen.

Gerade frage ich mich, ob ich hier in Berlin ein Fahrrad kaufen und es mit nach Simbabwe nehmen soll. Aber ich habe noch nicht mit der Fluglinie über mögliche Gebühren gesprochen. Mehrere meiner Freunde waren ebenfalls schon in Deutschland. Und alle waren vom Fahrradfahren ganz begeistert. Drei haben sich hier sogar ein Rad gekauft und sind nun mit deutschen Rädern in Simbabwe unterwegs. Früher wurden auch bei uns Räder hergestellt, aber seit dem wirtschaftlichen Niedergang sind diese Zeiten vorbei. Die meisten Räder kommen heute aus China, aber die haben eine schlechte Qualität. Deutsche Fahrräder sind dagegen stark und zuverlässig.

Für mich wäre es toll, in Harare ein Fahrrad zu haben. Ich könnte damit zur Arbeit fahren. Die Strecke ist nur sechs Kilometer lang, mit dem Wagen dauert das aber manchmal morgens eine Stunde. Und ich würde fit bleiben, müsste nicht mehr ins Fitnessstudio. Es gibt aber auch noch einen weiteren Grund, warum ich Fahrradfahren so mag. Seit einiger Zeit bekommen wir den Klimawandel in Simbabwe immer stärker zu spüren. Die Winter werden härter, auch die Regenzeiten ändern sich.

Außerdem ist für mich das Fahrradfahren hier in Deutschland ein Ausdruck von Bescheidenheit. Auch Leute mit viel Geld fahren Fahrrad. So was wäre in Simbabwe undenkbar. Da fahren die Reichen große Autos, weil sie angeben möchten. Ich würde das gerne den Leuten in Simbabwe sagen: ein Fahrrad ist kein Statussymbol, sondern ein Verkehrsmittel. Foto: privat