„Auch echte Freaks“

POETRY SLAM Acht PoetInnen kämpfen beim „The HuH! – Poetry Slam“ um das goldene Mettbrötchen

■ 42, ist Pädagoge und tritt unter dem Namen „Vorwiegendinmoll“ seit fünf Jahren bundesweit auf Poetry Slams auf.

taz: Herr Chiu, ist Julia Engelmann bezeichnend für den Poetry Slam von heute?

Marco Chiu: Ja, vielleicht schon. Die jungen Studenten sind ja heute alle eher brav, und das spiegelt sich natürlich wider. Meiner Lebenswelt entsprechen ihre Texte nicht – aber ich bin ja auch 20 Jahre älter als sie. Darüber hinaus ist sie aber sehr charismatisch – und sie performt wirklich gut.

Aber sollte es nicht eher um die Inhalte gehen?

Klar, auch. Aber anders als in seinen Anfängen ist ein Poetry Slam heute ein Event und viel publikumsorientierter – teilweise finden Slams ja vor mehreren tausend Leuten statt. Viele derjenigen, die dort performen, sind als Schauspieler oder Rapper sehr bühnenerfahren. In meinen Anfängen waren die Texte teilweise politischer und provokativer als heute, aber ganz ehrlich: Da standen manchmal auch echte Freaks auf der Bühne.

Die scheinen von hippen jungen Menschen verdrängt worden zu sein – finden Sie das nicht langweilig?

Nach wie vor sind die Slams ja Teil der DIY-Szene und sehr schwer zu kommerzialisieren. Und die paar Leute, die erfolgreich geworden sind, Marc-Uwe Kling zum Beispiel, sind ja durchaus nicht unpolitisch. Poetry Slams bieten nach wie vor jedem eine Bühne, um sich auszuprobieren, die Bandbreite ist da enorm. Bei großen Slams kann es vorkommen, dass da nur Knaller auftreten, und das kann fürs Publikum schnell auch mal anstrengend werden – aber das ist glücklicherweise eher die Ausnahme.

Also treten Sie auch lieber auf kleinen Slams auf?

Ich bin da gespalten: An einem Slam in Klein Kleckersdorf kann ich jeden Tag teilnehmen, aber eine Veranstaltung wie das Slammer Filet im Schlachthof zu rocken, ist natürlich der Hammer. Andererseits ist die intime Atmosphäre eines kleines Slams auch wieder toll.

So wie heute Abend …

Genau. Viel mehr als 40, 50 Leute erwarten wir heute nicht – dafür aber umso mehr Spaß und jede Menge Mettbrötchen.

Einige der acht TeilnehmerInnen sind regelmäßig auf der „Lesebühne“ im Gastfeld dabei – haben die nicht einen Heimvorteil?

Das würde ich nicht sagen, denn die haben ja umgekehrt auch schon einen großen Teil ihrer Texte dort verbraten. Außerdem arbeiten wir mit verschärften Regeln: die Poeten werden nämlich im direkten Duell gegeneinander antreten.  INTERVIEW: SCHN

Samstag, 19.30 Uhr, Gastfeld, Gastfeldstraße 67