Resistente Wende

MINISTERINNEN-FALL

Selbstbewusst war Waltraud „Wara“ Wende im Sommer 2012 auf die Bühne der Kieler Landespolitik getreten. Ministerpräsident Torsten Albig hatte die Präsidentin der Universität Flensburg als Bildungsministerin berufen, und die Parteilose machte schnell klar: Wenn etwas schieflief, dann lag es grundsätzlich eher nicht an ihr, sondern an den „eingefahrenen Strukturen“ im „Landtagsspiel“, wie sie in einem Interview mit der taz sagte.

Schieflief viel. Fraglos lag das auch an ihrem Ressort, der Bildung. Aber es lag auch an Waltraud Wende selbst, die oft arrogant wirkte und damit sogar Gruppen erzürnte, die inhaltlich mit ihr auf einer Linie lagen. Das Wörtchen „beratungsresistent“ fiel oft.

Im Jahr 2014 nahm sie sich der Lehrerbildung an. Künftig, so der Plan, sollten Lehrer an allen Schultypen unterrichten können, die Studienpläne darum vereinheitlicht werden. Den erwartbaren Protest des Philologenverbandes hätte Wende schulterzuckend aussitzen können. Aber der Gegenwind wehte aus einer anderen Richtung: Die Christian-Albrecht-Universität zu Kiel sollte Fächer an Flensburg abgeben. Der Verdacht kam auf, dass die Ministerin Wende ihrer ehemaligen Uni Geschenke zuschieben wollte.

Die Opposition forderte Akteneinsicht, und was dabei herauskam, machte aus dem Streit um ein Gesetz den „Fall Wende“: Die designierte Ministerin hatte auf eine vertraglich gesicherte Rückkehroption an die Uni Flensburg gedrungen, falls sie im Kabinett scheitern sollte. Das Thema war ihr so wichtig, dass sie es als erstes ansprach, als er ihr den Posten anbot, erinnert sich Torsten Albig.

Doch ausgerechnet die doppelte Absicherung sorgte für den Sturz: Das Rückkehrrecht stand ihr nicht zu, zudem könnte sie den Vertrag mit illegalen Mitteln erzwungen haben. Die Staatsanwaltschaft durchsuchte Wohnungen und Büros der Ministerin, Torsten Albig geriet unter Beschuss. Endlich trat sie zurück – vermutlich eher gedrängt als von eigener Erkenntnis getragen.

Seither ist es ruhig um sie geworden. Das politische Kiel hat die Quereinsteigerin ausgestoßen, ihre Nachfolgerin Britta Ernst hat das richtige Parteibuch – und jahrelange Erfahrungen mit dem „Landtagsspiel“.  EST