Väter bleiben gern zu Haus

Berlin ist Spitze, natürlich auch beim neuen Elterngeld. Laut Statistischem Bundesamt ist das Elterngeld bei den Vätern in der Stadt besonders beliebt: Mehr als 11 Prozent machen Babypause

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Jetzt ist es amtlich: In Berlin leben nicht nur die charmantesten, sondern auch die emanzipiertesten Männer. Denn die Väter in der Hauptstadt haben anteilsmäßig am häufigsten das neue Elterngeld beantragt. Die Tendenz in Richtung Männer-Babypause ist zudem steigend. Prompt stellte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) den Berlinern ein gutes Zeugnis aus: „Die Väter in Berlin sind die Vorreiter“, sagte sie gestern.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab, bekamen bundesweit 17.000 Männer seit der Einführung des Elterngeldes zu Jahresbeginn ihre Anträge bewilligt. Den höchsten Väteranteil ermittelten die Statistiker dabei in Berlin mit 11,1 Prozent. Das Land Brandenburg mit 10,0 Prozent sowie Bayern und Hamburg mit je 9,7 Prozent kamen auf die Ränge. Schlusslicht ist das Saarland: Dort gibt es mit nur 4,1 Prozent Väteranteil wohl die rückständigsten Männer.

Verglichen mit dem Frauenanteil müssen die Männer dennoch weiter aufholen: Insgesamt genehmigten die Jugendämter in der Republik 200.000 Anträge. Davon entfielen auf Mütter, die ihre Kinder betreuen und den Arbeitsplatz dafür sausen lassen, rund 91 Prozent. Auch ist nicht ermittelt worden, wie lange die Männer als Väter zu Hause bleiben. Das Elterngeld – 67 Prozent des Einkommens, aber mindestens 300 Euro und höchstens 1.800 Euro – wird schon ab zwei Monaten Kinderbetreuung genehmigt.

Nach Angaben von Kenneth Frisse, Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, haben die Berliner Bezirksämter in den ersten sechs Monaten dieses Jahres insgesamt 8.417 Anträge auf Elterngeld bewilligt. Davon entfielen auf Frauen 7.483 Bewilligungen, auf Männer 934. 36 Anträge wurden abschlägig beschieden. Interessant dabei ist, dass sich das Elterngeld ab dem zweiten Quartal 2007 als Renner entpuppte. Beantragten im ersten Quartal noch 2.347 Eltern das Geld, waren es von April bis Juli 2007 schon über 6.000 Anträge.

Laut Frisse sollte man die jetzige Statistik „vorsichtig und als vorläufig“ bewerten, da wegen der komplizierten Bundesregelungen nicht alle Anträge bearbeitet werden konnten. Das Land will sich nun für eine Vereinfachung des Elterngeldgesetzes einsetzen. Zugleich wollte Frisse in dem „Run“ auf das Elterngeld kein Argument gegen die Kitabetreuung sehen. Diese sei in Berlin „sehr gut“ und eine „Alternative“ zur Kinderbetreuung.

Das Elterngeld ist trotzdem nicht unumstritten. Nach Ansicht etwa der Fraktion der Linken werden Besserverdienende bei dem Zuschuss bevorzugt.

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