Methode Rambo zu Weihnachten

DIEBE IMMER DREISTER

Wann sonst befindet sich so viel hochpreisige Ware im Laden, sind die Kassen so voll?

Maskierte stürmen ins KaDeWe, besprühen einen Wachmann und Kunden mit Reizgas, schlagen Vitrinen ein und entkommen mit geklauten Juwelen. Tags drauf ist der im Tempodrom gastierende Circus Roncalli dran: Maskierte bedrohen eine Angestellte mit einer Waffe und flüchten mit erbeutetem Bargeld.

Die Überfälle sind kurz vor Weihnachten geschehen. Im KaDeWe war es Samstagvormittag – am helllichten Tage also. Der Einzelhandelsverband reagierte geschockt. Anscheinend sinke die Hemmschwelle bei derartigen Delikten, klagt dessen Geschäftsführer Nils Busch-Petersen. Spektakuläre Raubüberfälle dieser Art hätten 2014 deutlich zugenommen, so sein Eindruck.

Die Polizei dementiert. Von einer Häufung solcher Raubtaten könne keine Rede sein, auch nicht gegen Jahresende, betont ein Polizeisprecher. Im Gegenteil: Die Zahl der Überfälle auf Juweliere habe sich im Vergleich zu 2013 sogar halbiert.

Dass der Einzelhandelsverband das anders wahrnimmt, mag damit zu tun haben, dass die Taten durch die Art und Weise, wie sie begangen werden, großes öffentliches Aufsehen erregen. „Rein und weg“ – allein der Überfall im KaDeWe sorgte in der Boulevardpresse tagelang für Stoff.

Insbesondere die Methode Rambo hat Schule gemacht: Maskierte fahren mit einem geklauten Auto durch die Schaufensterscheibe in den Verkaufsraum von Elektronikläden und räumen ab. Erst unlängst wieder ist eine Saturn-Filiale in Steglitz auf diese Weise ausgeraubt worden. Früher hätten solche Leute vielleicht Banken überfallen. Aber seit die Kassen digital gesichert sind, ist das zwecklos.

Die Polizei kann es noch so dementieren: Natürlich weckt die Weihnachtszeit auch bei Ganoven besondere Begehrlichkeiten. Wann sonst, bitte schön, befindet sich so viel hochpreisige Ware im Laden? Wann sonst sind die Kassen so voll wie jetzt? Auch 2013 sind Maskierte einen Tag vor Heiligabend durch die Scheibe im Apple Store am Ku’damm vorgefahren und haben eingesackt.

Für die Polizeigewerkschaften mögen solche Vorfälle willkommener Anlass sein, über die Personalknappheit zu jammern. Aber selbst wenn noch so viele Polizisten Streife fahren würden – Blitzeinbrüche können sie wohl nicht verhindern. Die im Einzelhandelsverband zusammengeschlossenen Ladeninhaber müssen schon selbst in die Sicherheit ihrer Geschäfte investieren. Wie das geht, haben die Banken – nicht zuletzt auf Druck der Versicherungen – vorgemacht.

PLUTONIA PLARRE