Ein neutrales Mitglied

Journalist, Ministerpräsident, stellvertretender SPD-Vorsitzender, Superminister für Wirtschaft und Arbeit im Kabinett Schröder – Wolfgang Clement (Foto) wusste sich zu steigern.

Wer als Wirtschaftspublizist den Minister kennenlernte, hielt ihn allerdings keineswegs für einen opportunistischen Karrieristen. Stattdessen für einen der wenigen Politiker, der etwas von handfester Arbeit und Ökonomie verstand und damit zwangsläufig in Konflikt mit sozialdemokratisch linken, alternativen, grünen Milieus geriet, die von Wirtschaft wenig halten. Erst kommt das Fressen, wusste der Bochumer Baumeistersohn, und – mit Max Weber – man muss Öko auch „können können“. Für einen Bruch in der Erfolgsvita sorgte Franz Müntefering (SPD), der Clement zum Buhmann der Wahlniederlage stempelte und den Hartz-IV-Förderer 2005 als Minister peinlichst absägte, um selbst den Posten zu übernehmen.

Zum zehnjährigen Jubiläum der Arbeitsmarktreformen sorgt der Hartz-IV-Mann wieder für Schlagzeilen. Eher unbemerkt sitzt der ehemalige Wirtschaftsminister im Aufsichtsrat des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns RWE Power AG – als „neutrales Mitglied“! Wieso „neutral“, fragt sich der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre in Köln? „Clement ist doch ein ausgewiesener Lobbyist der Energiekonzerne und Vorsitzender der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Kritikerdachverbands. Als NRW-Ministerpräsident habe Clement es genossen, sich mit der Umweltministerin Bärbel Höhn von den Grünen über den Braunkohletagebau zu streiten. Später habe Clement dann „klar Farbe bekannt“ und sein SPD-Parteibuch zurückgegeben. HERMANNUS PFEIFFER