Fledermäuse könnten Bau der A 20 stoppen

Naturschützer sehen durch den Bau der Küstenautobahn mehrere Fledermausarten in Bad Segeberg gefährdet

Das Große Mausohr, die Bechstein- und die Teichfledermaus: Diese geschützten Fledermausarten überwintern im Kalkberg in Bad Segeberg – und könnten sich von der geplanten Autobahn 20 gestört fühlen. Der Naturschutzbund NABU forderte daher gestern das Kieler Verkehrsministerium auf, das Planfeststellungsverfahren für den dritten Bauabschnitt auszusetzen und beim Tierschutz nachzubessern.

Der NABU verweist auf das Bundesamt für Naturschutz: Die Behörde habe eine Potenzialanalyse des Landes als „fachlich nicht ausreichend“ bezeichnet. Der Segeberger Kalkberg gehöre zu den „Top-Ten-Quartieren“ für Fledermäuse in Europa, es sei daher unverständlich, dass das Ministerium Bedenken ignoriere.

Das Ministerium weist jede Schuld zurück: „Wir sind mit dem Naturschutz sensibel umgegangen“, sagte die Sprecherin Karin Fehlau auf taz-Anfrage. Sie verwies darauf, dass keine neue Straße gebaut, sondern eine Landstraße zur Autobahn verbreitert werde. Auch habe sich der NABU an dem Verfahren gar nicht beteiligt.

Der Verband sieht das anders: Mehrfach, bereits 2003, forderte er das Ministerium auf, Daten zu erheben, statt eine allgemeine Potenzialanalyse abzuliefern. „Das Verfahren verstößt gegen landes-, bundes- und EU-rechtliche Vorgaben.“ Anfang dieses Jahres habe der NABU, gemeinsam mit anderen Verbänden, erneut Bedenken angemeldet, darauf sei nicht eingegangen worden. Ministeriumssprecherin Fehlau sagt dazu: „Wir haben alles berücksichtigt.“

Der NABU bezieht sich nun auf ein Urteil, das den Bau der geplanten Waldschlösschenbrücke in Dresden stoppte: Dort flattert die Hufeisennase, ebenfalls eine geschützte Fledermausart. Der Verkehrsminister müsse Lehren aus dem Urteil ziehen. Das Ministerium sieht zurzeit aber keinen Grund, etwas zu unternehmen, immerhin seien alle Regeln beachtet worden: „Wir haben kein Interesse daran, dass Projekte beklagt werden.“ EST