Ein Fortschritt, irgendwie

Glück gehabt: Werder Bremen bezwingt Dinamo Zagreb in der Qualifikation der Champions League mit 2:1. Das lässt auf ein millionenschweres Weiterkommen hoffen, auch wenn das berühmte Bremer Spiel weiterhin krankt

Der Kollege hat es ja die ganze Zeit schon gesagt. „Das darf doch nicht wahr sein“ beispielsweise. Die Bremer Brasilianer sind es, so viel steht für ihn fest. Alle drei, Naldo und Diego ebenso wie Carlos Alberto. „Da kommt kein Pass an.“ Gerade eben hat Tim Wiese, der Torhüter der Werderaner, in letzter Sekunde geklärt. Nach einem Fehlpass seines eigenen Verteidigers Naldo, jüngst noch in der Seleção beschäftigt. „Ich habe uns nicht wiedererkannt“, wird Wiese nachher sagen, „das war ja gar nichts. Eine unserer schlechtesten Halbzeiten.“ An ihm hat es indes nicht gelegen, auch wenn er vor der Pause noch das 0:1 kassierte.

Es ist Champions League, die Qualifikation gegen Dinamo Zagreb, dem Ersten in der ewigen Tabelle der ersten kroatischen Liga. Ein Spiel, „wichtiger als die Bundesliga-Partie gegen die Bayern am Samstag“ – das hatte Werder-Manager Klaus Allofs immer wieder betont. Und dabei wohl vor allem ans Geld gedacht – es geht um neun Millionen Euro, wenigstens. Am Ende ist er froh, dass „wir dieses Spiel überstanden haben“. Und mit 2:1 obsiegten. Ein wenig glücklich vielleicht, aber danach fragt hinterher ja keiner mehr.

„Wir können keinen Zauberfußball bieten“, gesteht auch Werders Trainer Thomas Schaaf in diesen Tagen, mit Blick auf München. „Es muss im Moment anders gehen.“ Aber immerhin habe man ja gewonnen, und das sei doch schon ein „erheblicher Fortschritt“. Am Ende hat das an jenen gelegen, die nicht in der Startformation auftauchten. Allen voran Hugo Almeida, Ersatz für den stets als „Talent“ attribuierten Kevin Schindler. Freistehend wusste der Portugiese den Ball im Netz zu versenken, kaum dass er nach Wiederanpfiff eine Minute auf dem Platz stand. Im Nachschuss, ein Abstauber, aber immerhin.

Von da an näherte sich auch die Geschwindigkeit des Spiels internationalen Standards, und es ließen sich an dieser Stelle auch eine Reihe von bremischen Chancen auflisten. Zagreb kam zumeist über Luka Modric ins Spiel, jenen Mann, von dem sein Trainer Branko Ivankovic sagt, er sei nicht nur besser als Diego – sondern einer der fünf besten Mittelfeldspieler der Welt. An diesem Tag jedenfalls konnte der Brasilianer dem Vergleich nicht standhalten. „Wir haben das Spiel praktisch die ganze Zeit kontrolliert“, sagte Ivankovic nach dem Spiel, und dass es doch „ein Jammer“ sei, dass hernach alles doch ganz anders kam. In Form von Daniel Jensen nämlich, in Minute 85, und einem mutigen Schuss aus 20 Metern, sogar traumhaft in den Winkel gezirkelt. Es war dies einer jener kurzen Momente, in dem Werders viel zitierter Glanz der alten Tage kurz aufblitzte.

Das alles hätten vielleicht noch weit mehr als die offiziell gezählten 26.136 Menschen sehen können – wenn es denn am Spieltag überhaupt noch Karten gegeben hätte. Doch die zu verkaufen hatte die UEFA untersagt. Wer sich bis Dienstag nicht für das Spiel entschieden hatte, musste mit dem Schwarzmarkt oder einem Fernseher vorlieb nehmen. „Aus Sicherheitsgründen“, wie es hieß. Und selbst vor dem Spieltag gab es nur eine Karte zu kaufen, wenn man dem Verein als treuer Werderaner „bereits durch vorige Ticketkäufe bekannt“ war. Oder aber aus Kroatien kam. JAN ZIER