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: Leichte Nervosität vor dem Anpfiff

HANDBALL Guter Saisonstart für die Füchse. Nur an die Rolle des Topteams müssen sie sich gewöhnen

Der erste Auftritt ist schon mal gelungen. Mit einem 31:28-Erfolg beim TSV Hannover-Burgdorf sind die Handballer der Füchse Berlin in die neue Saison gestartet. Allerdings hatten sie damit mehr Mühe als erwartet: Der Garant der letzten Saison, die bärenstarke Defensive, wackelte noch ein wenig. Aber schon in der vergangenen Saison starteten die Berliner mit einem Sieg in Hannover. Ebenjener Saison, in der die Füchse eine sensationelle Runde spielten, am Ende Dritter wurden und sich erstmals für die Champions League qualifizierten. Ein gutes Omen also? Geschäftsführer Bob Hanning weiß es nicht so recht, gibt aber gern zu, dass er vor dem Spiel ein wenig nervös war. Wie wichtig ein guter Start sein kann, hat die letzte Saison ja gezeigt. Da konnte man sich kontinuierlich steigern und entwickelte schließlich einen richtigen Lauf.

Aber in dieser Saison ist alles anders. Die Füchse gehören jetzt zu den Topteams der Liga, sind eher Gejagte als Jäger, und die Erwartungen sind ganz sicher nicht geschrumpft. Zudem steht das große Abenteuer Champions League vor der Tür. „Keine Frage, wir stehen vor einer echten Herausforderung“, sagt Hanning. Aber Sorgen, dass die Doppelbelastung nicht nur körperliche, sondern auch mentale Probleme mit sich bringen könnte, treiben der Geschäftsführer nicht um. „Wir haben eine charakterfeste Mannschaft“, findet er. Und Trainer Dagur Sigurdsson ergänzt: „Wir schauen eh nur von Spiel zu Spiel.“

„Nur nicht abheben“ heißt die Devise. Die von Hanning immer wieder proklamierte Bodenständigkeit soll trotz des Erfolges Maxime bleiben. Lieber Kontinuität als der schnelle Erfolg. Keine Lautsprechermentalität, keine großen Sprüche. Der letztjährige Siegeszug war Hanning selbst unheimlich genug – niemand hatte damit gerechnet. Und so spielen die Füchse in der Champions League und nicht im EHF-Pokal (die der Europa-League im Fußball entspricht), wo die Füchse nach Meinung ihres Geschäftsführers eigentlich eher hingehören. Zurückhaltend sind deshalb auch die Ziele. Unter die Top Sechs will man kommen. „Wir wollen uns im oberen Drittel stabilisieren und eine Handballadresse bleiben“, sagt Sigurdsson. In der letzten Saison lief vieles optimal – fast unmöglich, das zu wiederholen. Zudem blieb man von Verletzungen weitestgehend verschont. Sollte nun ein Leistungsträger länger ausfallen, könnte der von dem schmalen Kader nicht problemlos kompensiert werden.

Trotz aller Zurückhaltung: Der Europapokal soll es aber bitte schön schon sein. Von Champions League oder gar Titeln ist aber nicht die Rede. Das sollte machbar sein, denn der eingespielte Stamm des Teams konnte gehalten werden. „Auf diese Routine setzen wir auch weiterhin“, so Sigurdsson. Mit dem talentierten Kreisläufer Evgeni Pevnov, dem spanischen Weltstar Iker Romero und dem schwedischen Rückraumspieler Jonathan Stenbäcken, der allerdings nach einer krankheitsbedingten Pause in der Vorbereitung noch etwas zurückhinkt, kamen noch drei Neue hinzu. Vor allem der Spanier, der aus Barcelona kam, soll in kritischen Phasen den Unterschied ausmachen. „Er ist der Mann für die besonderen Momente. Er weiß, wie Erfolg funktioniert“, glaubt Hanning. Romero, in den letzten Jahren von zahlreichen Verletzungen geplagt, blieb zumindest in der Vorbereitung verletzungsfrei. „Und bei uns hat ihn schon jeder ins Herz geschlossen“, freut sich der Chef. Aber noch weiß keiner, ob Romero die Füchse voranbringen kann. Es wird schwierig genug, für ihn und für das ganze Team.

NICOLAS SOWA