Krebs im Boot

RUDERN Die Deutschen beenden die WM mit einem Malheur, aber grundsätzlich zufrieden

BLED taz | Trost tut gut, aber hilft meist nicht viel. Lauritz Schoof erfuhr in den letzten beiden Tagen der Ruder-Weltmeisterschaft von Bled viel Zuspruch, von den Kollegen aus dem Doppelvierer, dem Trainer, von Freunden und der Familie. Aber das Lächeln fiel ihm schwer. Das Missgeschick, das dem Rendsburger am Samstag in Finale passierte, kostete die Crew die schon sichere Goldmedaille. Schoof hatte sich kurz vor dem Ziel einen „Krebs“ gefangen, wie ein verpatzter Schlag in der Rudersprache heißt. „Ich denke, das Boot ist gekippt, deshalb bin ich mit Blatt auf dem Wasser aufgeschlagenen“, suchte Schoof später nach einer Erklärung für das Malheur, durch das das Boot kurz vor dem Ziel aus dem Rhythmus geriet. Was dann passierte, bekam er wie in Trance mit: „Ich war schon im Tunnel und dachte nur, hoffentlich ist es bald vorbei.“ Australien fing das Boot noch ab, statt Gold gab es nur Silber. Von den Kollegen Tim Grohmann, Karl Schulze und Tim Wende kamen aber keine Vorwürfe. „Das hätte jeden von uns passieren können“, sagte der auf Schlag sitzende Grohmann.

Es war die letzte Titelchance der deutschen Ruderer auf dem Bleder See, aber die Tage in Slowenien zeigten, dass der Trend stimmt. Mit zweimal Gold (durch den Achter und den Frauen-Doppelvierer) und zweimal Silber in den olympischen Bootsklassen verbesserte sich der Deutsche Ruderverband (DRV) gegenüber der WM 2010 in Karapiro, wo es einen kompletten Medaillensatz gegeben hatte. „Wir können wieder was“, sagte Cheftrainer Hartmut Buschbacher.

11 von 14 Booten haben sich direkt für die Olympischen Sommerspiele 2012 qualifiziert. Sorgen bereiten nur noch die Frauen. Der Achter, der Vierer ohne Steuerfrau und der leichte Doppelzweier müssen im kommenden Jahr bei der Rotsee-Regatta in Luzern versuchen, das Olympiaticket doch noch zu lösen. „Wir sind breiter aufgestellt als 2003 oder 2007 und bewegen uns in die richtige Richtung“, sagte Buschbacher. DRV-Präsident Siegfried Kaidel sieht ebenfalls eine gute Entwicklung. Nach der Olympiapleite von 2008 hätte er für London das ehrgeizige Ziel von Siegen ausgegeben – und war dafür lange belächelt worden. Nun fühlt er sich bestätigt. „Wichtig ist die Botschaft, dass dieses Ziel erreichbar ist.“

ELISABETH SCHLAMMERL