Hoffen auf den Tarifabschluss

Die Gewerkschaft Ver.di setzt im Einzelhandel den Arbeitskampf aus. Jetzt sollen die bundesweiten Sondierungsgespräche abgewartet werden. Gibt es keine Einigung, droht unbefristeter Streik

VON KAI VON APPEN

Mit einer Demo von 500 Karstadt-Beschäftigten durch die City und einer Kundgebung vor dem Alsterhaus hat die Gewerkschaft Ver.di gestern die „Phase drei“ des Arbeitskampfes im Hamburger Einzelhandel abgeschlossen. Die Streiks werden nun erstmal ausgesetzt, um die Ergebnisse der Sondierungsgespräche in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch abzuwarten. Gibt es kein Ergebnis, folgt laut Ver.di-Verhandlungsführer Ulrich Meinecke „Phase vier“: Der unbefristete Streik im gesamten Einzelhandel.

Die Kundgebung vor dem Alsterhaus, das für den Streik VerkäuferInnen aus Berlin vom Kaufhaus des Westen einfliegen ließ, hatte ihre eigenen ungewöhnlichen Facetten: Keine kämpferische Rede mit Rund- um-Schlag, sondern eine kurze Anmoderation zum Small Talk mit den Personalleitern des Alsterhauses und Karstadt Mö, Gudrun Arlt und Gerhard Käse. Beide verhandeln für den Karstadt-Konzern auf Arbeitgeberseite. „Wir wünschen uns, dass die Arbeitsbedingungen bleiben wie sie sind, sowie eine Gehaltserhöhung von vier Prozent wie sie zurzeit überall in allen Branchen üblich ist“, sagte Verhandlungsführer Meinecke in Anspielung auf den gekündigten Manteltarifvertrag und die Forderung des Wegfalls der Spät- und Nachtzuschläge.

Dann hatten Arlt und Käse das Wort. „Ich bin sehr beeindruckt von dem Bild, wie sie hier heute demonstrieren, das können sie mir glauben“, sagte Arlt in Kostüm und hochhackigen Pumps auf einer Leiter stehend. „Ich nehme diesen Eindruck mit in die Verhandlung.“

Und auch Käse versicherte von einer Leitersprosse aus, dass er persönlich sehr beeindruckt sei und wies zugleich den Vorwurf der Respektlosigkeit vor den Beschäftigten des Einzelhandels zurück. „Aber ich kann hier keine Zusagen machen, zu denen ich nicht berechtigt bin“, sagte Käse.

„Wir wollen Ergebnisse sehen“, sagte dagegen Alsterhaus-Betriebsratschef Rudi Münz. „Die Spätzuschläge müssen bleiben, denn der längere Ladenschluss ist keine normale Arbeitszeit.“ Sein Kollege vom Karstadt Elbe-Einkaufszentrum: „Wenn sich nichts tut, bringen wir die Verhältnisse zum Tanzen.“

Das Stichwort für Meinecke, zu dreiwöchigen „Phase drei“, die aus mehrtägigen Streiks bestand, Bilanz zu ziehen. Er sei stolz und glücklich, dass Betriebe gelernt hätten, selbständig und selbstorganisiert zu streiken. Das sei Voraussetzung für „Phase vier“ – den unbefristeten Streik.

Daher gab Meinecke Arlt und Käse für ihre Beratungen im Karstadt-Konzern folgende Botschaft mit auf den Weg. Falls am Mittwoch nichts passieren sollte, kommt es zu „Phase vier“. Auch bei ergebnislosen Pilotverhandlungen käme es zu „Phase vier“. Auch bei Zustandekommen eines Pilotabschluss, der jedoch nicht in Hamburg übernommen wird, würde es zu einem unbefristeten Streik kommen. Einzige Lösung aus Sicht des Ver.di-Verhandlungsführers: Ein vernünftiger Tarifabschluss – „Dann war‘s das.“