Sanogo! Ausgerechnet!

Sendersuchlauf (5): Samstags übertragen die Sender der ARD die Fußballbundesliga in der Hörfunkkonferenz …

… und wir beginnen bei Sabine Töpperwien beim Spiel Leverkusen gegen Cottbus, die findet, die hätten „beide ehrlich gesagt noch’n bisschen Schiss in der Hose“, daher gleich die Schalte weiter zu Edgar Endres nach München, wo Franck Ribéry gerade schon einmal den Ball berührt hat, „und jetzt wieder Franck Ribery, legt ab auf Miroslav Klose, die beiden harmonieren prächtig, wird gelegt von Stefan Beinlich, oh, und das ist die erste Karte, Schiedsrichter Schmidt, oh, und das war rüde, Stefan Beinlich, der Mann mit dem schütteren Haupthaar …“

Ach so: Es handelt sich hier um Ausschnitte aus Fußballreportagen. So klingt die ARD-Bundesligakonferenzschaltung der Landesrundfunkanstalten, die jeden Samstag von 15.30 Uhr bis 17.15 Uhr im Radio zu hören ist. Nirgends im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist so viel Emotion und Anarchie wie hier, und zwar ohne Punkt und K…

… „Tor!“, brüllt da Edgar Endres, „Italiana, Luca Toni, er macht das erste Tor für die Bayern …“

… Komma. Nirgends im öffentlich-rechtlichen Radio wird auch so viel für Laien weitgehend unverständliches Namedropping betrieben. Einmal zum Beispiel lässt der Cherundolo den Olic „schön aussteigen“, als Hannover über rechts kommt „mit Pinto, der-flanken-könnte-TUT-DAS-AUCH … Stockfehler von Mike Hanke …“

Es kommt auch vor, dass im Minutentakt von einem Stadion zum anderen gesprungen wird – und einmal fallen dann in exakt sieben Minuten 56 Spieler-, Schiedsrichter- und Reporternamen, und es wären wohl noch mehr, wenn nicht Reporter Manni Breuckmann plötzlich „Tor“ schrie, „Tor in Bochum, 2:0 für Werder Bremen“, und „es war Sanogo, ausgerechnet der mit der 2:0-Führung“ – nur wieso ausgerechnet und nicht logischerweise oder gerade Sanogo, der ja immerhin Stürmer ist?

Aber so was versendet sich schnell, denn es wird ja schon weiter „geackert“, weil das Tor „wie vernagelt“ ist von „diesem Teufelskerl von einem Torhüter“.

Das alles ist der wohl verschwurbeltste, aber hörenswerteste Unfug im deutschen Radio, und direkt danach folgt noch die Zusammenfassung, alle Spiele, alle Tore, man muss ja noch „den berühmten Sack zumachen“, und … KLAUS RAAB

Im „Sendersuchlauf“ hören wir uns durchs Radio. Nicht nur durch das nationale, sondern auch durch das regionale. Das Internet macht es möglich.